Destiny’s Child – Destiny Fulfilled :: Da ist Musik inmitten des choreographierten Mumpitz
Singles würden genügen. Musikalische Konzentrate, catchy und chic. Soundtracks zu Clips, die hormonelle Störungen verursachen, die Mädels makellos, lasziv hingeräkelt oder auf Synch gedrillt. Von den Aufsichtsratsvorsitzenden der Beyoncé Corp, die Yoncé Mom & Dad nennt. Kleine Kunstwerke aus Kandiszucker-Soul und synthesisierten Hiphop-Beats, melodisch vertrackt, weniger gesungen als dargeboten, kurzum: verführerisch. Hochgradig.
Wie „Lose My Breath“, mit dem das Versprechen von „Destiny Fulfilled“ bereits nach vier Minuten eingelöst ist. „Can you keep up?“ haucht Yoncé, während Kelly und Michelle bestätigend stöhnen. Und sich schön im Hintergrund halten, wie im Destiny-Drehbuch vorgesehen. Wobei das Strickmuster des Leadvocal-Sequencing meist nach der Erfolgsformel B-K-M abläuft: Beyoncé Knowles übernimmt die erste Strophe, Kelly Rowland und Michelle Williams intonieren die Verse zwei und drei, in dieser Folge, und im Refrain fallt alles wunderbar zusammen und mündet in dreistimmigen Liebreiz.
Soul, schematisch. Was allenfalls eintönig wirkt, wenn die Tracks hintereinander gehört werden, in Serie, als Album. Einzeln und immer wieder aufgelegt verfehlen die besseren Cuts nicht ihre Wirkung auf Herzmuskeln und Kniekehlen. Das zart orchestrierte „Bad Habit“ etwa oder das Sturm-im-Martini-Glas-Drama „Is She The Reason“. Singles, definitiv. Der Rest ist selbst dann zu vernachlässigen, wenn die Harmonies der Girls produktionstechnisch hübsch um eine halbe Melodie herum drapiert werden. Wie in „T-Shirt“, das besser „Testosterone On My Body“ betitelt worden wäre. Überhaupt heißt die Botschaft der meisten Songs: Ich bin verfügbar.
Erotik pur. Umso misslicher, dass ein bereits anberaumtes Interview mit den drei Grazien, in meinem Kalender rot vermerkt, abgesagt werden musste. Weil die Redaktion der irrigen Meinung war, Destiny’s Child sei kein Thema für diese Publikation. Pah!