Gwen Stefani – Love. Angel. Music. Baby. :: Spielerischer Bubblegum-Pop mit vielen illustren Kollaborateuren
Ihr erstes Soloalbum, meint Gwen Stefani, sei eigentlich kein Soloalbum, sondern wegen der vielen Kollaborateure ein gemeinsam erschaffenes Kunstprojekt. Das sagt eine, die in ihrem Leben bislang nur innerhalb einer Band musiziert hat und es freilich ein bisschen komisch finden muss, ihren Namen plötzlich alleine auf einem Cover zu lesen. Und tatsächlich kann Stefani ja angesichts ihrer hochdotierten Partner nicht wirklich von einem „Alleingang“ sprechen: Andre 3000, Dr. Dre, Nelke Hopper, The Neptunes, Dallas Austin das sind Leute, bei denen die Grenzen zwischen Songwriting und Produktion längst aufgelöst sind und das Medium sozusagen die Botschaft ist.
Die fast ganz ohne die Kollegen von No Doubt aufgenommenen Lieder – lediglich Tony Kanal ist zweimal als Produzent gelistet – staffieren die Nische aus, in der Stefani es sich in den letzten Jahren bequem gemacht hat Zu den R&B-, Dancepopund HipHopComputerarrangements, die man angesichts der Helfer erwartet ist sie Bubblegum Girl, Betty Boo und Abziehbild – und singt Lieder, die mal aktueller Beat-Innovation Rechnung tragen („Hollaback Girl“), mal heftig die Achtziger belehnen („Cool“, „Danger Zone“). Das Ganze ist so spielerisch und dem Hier und Jetzt verschrieben, wie Stefani es angekündigt hatte, ein frei fliegendes Ding, das von der Kreativität der Beteiligten lebt und manchmal Spaß macht, manchmal bloß gegenwärtige Standards des US-Musikmarktes bedient.
Reden wir von den schönen Momenten: Gwen Stefani singt mit Wendy 8C Lisa (!) ein anrührendes Lied von Linda Perry namens „The Real Thing“; Austin lässt seine Kundin in „Cool“ wie eine Art neue Cyndi Lauper klingen, Plastikklang inklusive. Und Andre 3000 programmiert ein hyperventilierendes Duett, das wie „Grease“ on arid klingt und „Bubble Pop Electric“ heißt. Hätte auch als Albumtitel gepasst. Jörn Schlüter