Simon & Garfunkel – Old Friends Live On Staqe
Alte Freunde? Wie Katz und Maus hatten sie sich bekriegt seit der „Alice im Wunderland“-Schulaufführung in der Sechsten. Tom & Jerry, so tauften sich die 16-Jährigen – und knackten 1957 mit schönstem Harmonie-Gesang („Hey, Schoolgirl“) die Billboard-Top-50. Ungezählte Streitereien und Versöhnungen, musikalische Triumphe und Dispute seither. Als Simon & Garfunkel 2003 den Grammy für ihre Lebensleistung erhielten, hatten sie zehn Jahre kein Wort gewechselt Alte Freunde? „Ich betrachte Artie eher als Familienmitglied“, so Simon in seiner Preis-Rede. Kain & Abel, Don & Phil, Ray & Dave, Noel & Liam. Dass das brüderliche Band nicht zerrissen war, bewies ihre bewegende Version von „The Sound Of Silence“ zur Eröffung der Gala. Hier wurde die Idee einer Reunion-Tour geboren. Gemeint auch als wärmende Ermutigung für alte Fans nach der 9/11-Tragödie. Aber schon bei den Proben war wieder Eiszeit. Wenn die 61-Jährigen für die heiß erwarteten Events übten, näherten sich Licht- und Tontechniker nur mit Wolljacke und Handschuhen. Und wetteten mit dickem Jackpot, bei welchem Konzert die heikle Allianz endgültig bersten würde.
Von all dem ist bei diesem Live-Dokument natürlich nichts zu hören. Urkomisch, wie die betagten Jungs ihre vergangenen Konflikte lakonisch und unterm verständigen Gelächter des Publikums zum Thema machen. „I respect that!“, versichern sich beide gegenseitig augenzwinkernd – und lassen doch vernarbte Verletzungen durchscheinen. Vokal ist alles im Lot Der zärtliche Cherub-Tenor von Garfunkel und das klare Organ Simons, das geht, trotz persönlichem Nitro & Glyzerin, noch immer zusammen wie Samt 8C Seide. Die Jahre haben keinerlei Scharten hinterlassen.
Die intensivsten Momente entstehen zum epochalen Akustik-Fingerstyle des Songwriters: bei „Kathy’s Song“, bei „Scarborough Fair“ und besonders der „American Tune“, passenderweise in Moll. Die namhafte Band agiert leider bei den elektrifizierten Songs nicht immer dienlich, ist oft zu laut, trifft den Groove („Mrs. Robinson“) keineswegs traumwandlerisch. Den Abschluss macht ein feiner neuer Studiotrack („Citizen Of The Planet“). Dass das nicht das letzte Lebenszeichen war, alte Freunde!