David Lee Roth – Diamond Dave
Don’t call it a Comeback. David Lee Roth war ja nie weg, er hatte nur Anderes zu tun. Stritt sich mit Van Halen, hing in Las Vegas run, ließ sich offensichtlich neue Haare einflechten. Lieder schreiben war nie sein größtes Hobby, deshalb besteht „Diamond Dave“ vor allem aus Coverversionen. Dass er das kann, weiß man seit der ESP „Crazy From The Heat“ (1985). Roth weiß genau, welche Stücke ihm liegen, wie er ihnen mit seiner immer noch ulkigen Stimme etwas Eigenes geben kann – und dass es nicht schadet, sich nie für einen Stil zu entscheiden. Diesmal changiert er zwischen Blues, Las-Vegas-Lounge-Sound und etwas härterem Rock, und das alles steht ihm gut, auch wenn es einen selten überrascht.
Gleich der erste Song, „You Got The Blues, Not Me…“ von Savoy Brown (von denen er noch zwei weitere Stücke covert), ist natürlich ein gefundenes Fressen für den ewigen Anecker: „I’m rired of trying to be something I know ain’t me/ I’m tired of living up to what people expect me to bei You know some people are different/ Now ain’t that a crying shame/ Now wouldn’t it be a real drag if we were all the same?“ Also benennt er „Tomorrow Never Knows“ einfach mal fröhlich in „That Beatles Tune“ um. Heldenverehrung kannte Roth nie. Zumindest nicht, wenn es nicht um ihn selbst ging. Man erkennt den Song kaum noch, und das ist wohl besser so. Von manch anderen Stücken hätte er besser ganz die Finger gelassen. „Soul Kitchen“ von den Doors klingt – jeglicher Subtilität beraubt – wie ein schlechtes Kirmeslied; Jimi Hendrix‘ „If 6 Was 9“ ist noch erträglich, bis es der dröge Sprechgesang doch zerstört. Bei Van Halens „Ice Cream Man“ ertönen Piano und Saxofon statt Gitarren – das kann nur späte Rache an Eddie sein. Schön ist es nicht. Roths eigene Songs reichen von einem schrägen Mundharmonika-Blues („Medicine Man“) bis zu recht klassischem Hardrock („Thug Pop“), doch bei „Act One“ gingen ihm schon die Textideen aus, da gibt es nur noch irre Geräusche.
Eine große dritte Karriere bahnt sich damit kaum an, aber Roth hat sich ohnehin längst anders orientiert. Seit einigen Wichen arbeitet er in New York als Sanitäter. Angeblich konnte er schon einem Mann das Leben retten. Nicht mit seinem markerschütterndem Gesang, sondern mit einem Defibrillator.