The Mekons – Heaven And Hell
Ach, es fühlt sich so toll an, eine Melancholie, als wäre man dabei gewesen (was man selbstverständlich nie war): 1978 bei irgendeiner Rally Against Racism in Leeds, wo die Mekons spielten und ihre Uni-Freunde von der Gang Of Four. Wo die Cover-Art auf Xerox-Maschinen kopiert wurde, die noch größer waren als die Home-Computer, und als man noch Lester Bangs anrufen und um Liner Notes bitten konnte. Der schrieb 1981 für die erste Mekons-Compilation: „My advise to you is to kill yourself. But buy this record first.“
Die Doppel-CD-Retrospektive mit 31 Stücken und einem Videoclip touchiert diese ganz frühen Jahre nur leicht, wohl auch aus organisatorischen Gründen, denn die Mekons waren damals entweder bei der Virgin oder bei Labels, die keine Überlebenden hinterlassen haben. Der DIY-Punk mit Geige („When I was buying you a drink – where were you?“) und die Weißbrot-Funk- und Dub-Stücke mit Geschrei („This Sporting Life“) sind nur beiläufig eingestreuselt zwischen die Songs der zweiten Band-Phase, die freilich mehr Stoff hergeben: Da hatten die Mekons – wie auch einige andere Punks – das subversive Potenzial des amerikanischen Country und britischen Folk entdeckt, ritten als besoffene Cowboys gegen Margaret Thatcher oder setzten sich für „Johnny Miner“ ans Klavier.
Sicher hätten die Clash in den späten Achtzigern so geklungen, wenn Joe Strummer seinen Willen gekriegt hätte. Die Mekons machten auch wundervolle Liebeslieder („Last Dance“ mit Susie Honeymans Geigen-Riff wäre der Hit gewesen), bekamen später mit Sally Timms ihre eigene Emmylou – aber das Herz der Gruppe hört man dann am lautesten schlagen, wenn sie über den Kapitalismus spotten, während heißer Wind aus dem Akkordeon zischt. Wenn sie sich in „(Sometimes I Feel Like) Fletcher Christian“ in die Gewissensnöte der Bounty-Meuterer hineinversetzen oder aber in „Memphis, Egypt“ den Rock’n’Roll einerseits spielen und gleichzeitig als Schweinesystem bespucken. Klingt heute leider so altbacken wie New Model Army, doch zwischen den Runzeln sieht man die Entschlossenheit.