Nelly – Sweat/Suit
Das ist wie die Samstagszeitung, doppelt dick, und wenn man aufmacht fallen die Prospekte raus (Logos, Ringtones, Handy-Downloads). Die Erklärung dafür, dass Nelly zwei CDs gleichzeitig veröffentlicht hat, eine Wildtanz- und eine Engtanzplatte, zitieren wir hochoffiziell, weil sie so rätselhaft ist: Er habe „den Fans die Möglichkeit“ geben wollen, „das Beste beider Seiten genießen zu können“. Sicher sind die Fans rechtschaffen dankbar, und Nelly gewinnt nun neben dem Zusatzverdienst die Erfahrung, dass die weiche Hälfte seines Kopfes beliebter ist als die harte. In Deutschland kam „Suit“ (elf Stücke, 48 Minuten) auf Platz 8, „Sweat“ (13 Stücke, 58 Minuten) nur auf 17.
Irgendwie folgt das ja dem Playlisten-Prinzip, das iPod und iTunes-Shop haben – zwei CDs als zwei Module, die bestimmte moods unterstützen. Obwohl man sich bei „Sweat“ nach dem Vorhören nur die wenigsten Stücke herunterladen würde: Nach
ein paar Höhepunkten mit den unvermeidlichen, unübertrefflichen Neptunes und mit Christina Aguilera geht es in der zweiten Hälfte auf ein geradezu ärgerliches Tiefniveau, wenn jedes Lied klingt, als ob die Feuerwehr kommt, und Nellys Rap-Schwäche (er ist mehr Sänger) unangenehm zu berühren beginnt Der Schlafzimmer-R&B auf „Suit“ ist viel besser, auch weil die größten Teile uraltmodischen Radio-Soul-Dienstanweisungen folgen. „My Place“ ist ja von Patty LaBelle gesampelt, „N Dey Say“ von Spandau Ballets „True“, auf „She Don’t Know My Name“ (produziert von Out-Kasts Big Boi) singt Ron von den Isley Brothers mit Stirnkräuseln, und am Ende, kurz vor dem eingeblendeten rührseligen Telefongespräch zwischen Nelly und seinem Kleinkind, erscheint ein Gospelchor. Die lustigste Liedzeile ist „She’s got that ba-ba-da-ba“ – doch die ist bestimmt von Neptune Pharrell Williams. Das Element, das auf Nellys zwei Platten am entbehrlichsten erscheint, ist Nelly selbst.