Chuck Prophet – Age Of Miracles

Wieder anregendes Genre-Hopping vom Ex-Green On Red-Gitarrero Ein trunkener Riff, der schwer in die Gänge kommt und sich an einen lethargischen Groove klammert, mithilfe von Bläsern aus der Main-Street-Nachbarschaft: es ist der „Automatic Blues“, der kleine, nicht ganz so böse Bruder des „Ventilator Blues“. Kann halt nicht aus seiner Haut, der gute Chuck Prophet Kann sich aber in eine neue Kluft werfen. Das tut er hier im Durchschnitt alle vier Minuten.

„Automatic Blues“ macht den Anfang, ist indes nicht repräsentativ. Ebenso wenig wie einer der anderen zehn Cuts. Prophet setzt jenen Stil-Eklektizismus fort, den er erstmals und noch recht holprig auf seinem 99er Album „The Hurting Business“ einer staunenden und mehrheitlich kopfschüttelnden Fangemeinde präsentierte und vor zwei Jahren mit der schon stimmigeren LP „No Other Love“ fortsetzte. Seither geht es um die Frage: Wieviel Roots-Erdung ist nötig, um all die Stil-Exkursionen und Sound-Spielereien zu binden? Lassen sich Elemente von Blues, Folk, Country, Rock, Soul, HipHop und Electronica so verknüpfen, dass die Summe der Versatz-Stile ein großes Ganzes ergeben, ein Album mit Gesicht?

Um eine endgültige Antwort darauf zu finden, braucht es freilich mehr als nur flüchtiges Hinhören. „A man’s strength is on the inside way down deep“, singt Prophet in „Heavy Duty“, einer der leichteren Übungen hier, gemeinsam geschrieben mit Dan Penn. So verhält es sich mit „Age Of Miracles“. Die Stärke liegt in den Songs, die sich um Trauer und Tod drehen, um Flucht und unerfüllte Sehnsüchte. Jeder Song transportiert eine andere Stimmung, vom launigen „You Did“, das mit Barry Manns „Who Put The Bomp“-Reimen jongliert, bis zum wehmütigen Titelsong, der sich auf einem Daunenbett aus Steel, Strings und Glockenspiel räkelt. Das musikalische Personal ist wie gewohnt erstklassig. Hervorzuheben sind die ingeniösen String-Arrangements von Jason Burger sowie die vokalistischen Einlagen von Stephanie Finch, Chucks besserer und schönerer Hälfte. Während sein eigener Gesang oft verfremdet wird, elektronisch oder sonstwie. Auch das ist durchaus gewöhnungsbedürftig, doch die Anstrengung lohnt.

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