Motorpsycho – Presents: The International Tussler Society
Motorpsycho aus dem norwegischen Trondheim sind eine Band, die einfach alles kann, also wirklich alles, und nun haben sie sich eben in der Verkleidung der „International Tussler Society“ aufgemacht, den musikalischen Saloon auszuspähen.
Alle Inventarlisten wurden genauestens gelesen, man hat sich über alte Landkarten gebeugt, und sie wissen, wem man trauen kann in der Stadt und wem nicht, ohne je wirklich einen Fuß in sie gesetzt zu haben. Das ist einerseits der akademische Lerneifer der Universalisten, die Motorpsycho nun mal sind. Aber dazu kennen sie als Fans auch die Leidenschaft, mit der zum Beispiel Sergio Leone aus der Fremde den Western neu erfand, als den alten Mythenmacher aus Hollywood längst die Luft ausgegangen war.
Motorpsycho haben also ein Southernrock- und Country-Album gemacht. In einer Zeit, in der die eigentlichen Zunftmeister nur noch eine Karikatur ihrer selbst mit Zottelbart sind. Motorpsycho machen es selbstredend besser. Nichts klingt mottenzerfressen, sondern so frisch, als würden die Klischees gerade neu geschmiedet. Was nun keine kleine Kunst ist, weil zum vollendeten Genuss des Albums doch aus der Erinnerung alle Bezugnahmen zu den Pionieren abgerufen werden sollten, die einst den wilden Westen erst musikalisch gewonnen hatten, gegen das Nashville-Establishment. Tatsächlich hören sich die Songs selbst neben die Byrds, die Flying Burrito Bros, oder die Allman Brothers Band gestellt verteufelt gut an, was schon auch daran liegt, dass Motorpsycho bei ihrem musikalischen Siedler-Spiel zwar durchaus launig zur Sache gegangen sind, ein Witz aber ist das nicht. Die Platte funktioniert bestens auf beiden Kanälen: Für das Hören über die Bande ist es natürlich noch mal die Postmoderne in den Cowboystiefeln, und zweitens steht man mit diesen Stiefeln eben vollkommen sicher im Gelände des Countryrock. Eine Art authentische Pose. Im norwegischen Trondheim dürfen sie sich stolz den Stetson in die Stirn schieben.
