Elliott Smith – From A Basement On The Hill

Die Umstände seines Todes sind ungeklärt und werden es wohl bleiben – ein kalifornisches Mysterium, das Geheimnis eines Sonderlings. Elliott Smiths letzte Platte steckt natürlich voller dunkler Hinweise und sinsistrer Andeutungen schon in den Songtiteln, wenn man sie denn sucht: „Let’s Get Lost“, „A Fond Farewell“, „A Passing Feeling“. Aber natürlich ist sein gesamtes Werk durchzogen von solchen Abschiedsliedern, Konnotationen, Betrachtungen der Vergänglichkeit und Kontemplationen der Enttäuschung.

„From A Basement On The Hill“ wäre allerdings auch als das genaue Gegenteil zu lesen: als Dokument der Gesundung, als Poesie des Überlebens und der Ermutigung (und zwar weniger blässlich und ängstlich als das neue R.E.M.-Album). Wenn es zuletzt, auf „Figure 8“, sehr ätherisch wurde und Smith die Melancholie der späten Beatles in immer neuen elegischen Oden nachahmte, so setzt er diesmal manchmal kräftige Gitarren, ordentliches Schlagzeug, sein charakteristisches Piano-Spiel ein. Angesichts der frühen Alben ist es erstaunlich, welchen Klang-Bombast Smith etwa in „Don’t Go Down“ aufschichtet, einem Stück, das bestimmt auf „Eliott Smith“ nicht irritiert hätte, hier indes vollkommen überinstrumentiert ist. Den Gesang hat er wieder mit einigem Hall aufgenommen, doch bleiben wenigstens Fragmente der Texte verständlich. Was nicht viel nützt: „I met a girl, snowball in hell/ She was as hard and as cracked as the Liberty Belle.“ Oft singt Smith auch mit der Kopfstimme, womit er noch mehr an die Beatles erinnert.

Doch gibt es ja kaum schönere Erinnerungen als die an die letzten Beatles-Platten. „From A Basement On The Hill“ zerfällt weniger als Ganzes denn bereits in den einzelnen Songs, die merkwürdig unbestimmt bleiben: berückend im Detail, aber auch verhuscht und ephemer. Ein wenig war das ohnehin das Schicksal des Elliott Smith, in den noch 1997 so große Hoffnungen gesetzt wurden und der als Protagonist einer neuen Generation von Songschreibern galt. Sein introspektives, idiosynkratisches Schreiben, die Liebe zur mäandernden Melodie fanden jedoch kaum Nachahmer: Smith wohnte allein in dieser Welt der scharfen Wahrnehmung, der Betäubung und des Selbstekels. Seine Ängste waren ganz unamerikanisch.

Es gibt überwältigende Momente auf diesem Album.“King’s Crossing“ ist mit schluchzendem Chor und psychedelischer Orgel so ein Augenblick, in dem Smith allen Schmerz im doppelten Sinne aufgehoben hat. Eine post-teenage symphony ohne Gott.

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