The Clash :: London Calling (30th Anniversary Edition)
Die obligate "25th Anniversary Edition" des Klassikers
Ob es wirklich eine so tolle Idee war, bei der Jubiläums-Edition des Clash-Meisterwerks die so genannten „Vanilla Tapes“ als Zugabe für ein „luxuriöses Fanpaket“ (O-Ton Pressewaschzettel) zu schnüren, ist eher zweifelhaft. Denn diese auf primitivstem Kassettenrekorder mit billigsten Mikros aufgezeichneten Demos vermitteln zwar einen vagen Eindruck von der Urgestalt der Songs, von denen dann die meisten auf „London Calling“ auftauchten. Aber mehr als einmal dürfte sich das selbst der größte Bewunderer dieses Albums nicht anhören, schon weil der Vergleich zu den endgültig produzierten Fassungen nichts Erhellendes über den Schaffensprozess innerhalb der Band bietet.
Je länger man sich durch diese 21 Instrumentals und Demos hört, um so stärker drängt sich der Eindruck auf, dass „London Calling“ ohne Produzent Guy Stevens nie und nimmer das geworden wäre, was es ist: eine jener raren Doppel-LPs, auf denen man nicht eine mediokre Aufnahme findet. Ganz nebenbei demolierte die ja auch noch diesen Drei-Noten-reichen-allemal-Mythos der Punk-Ästhetik. Punk in Reinkultur war diese Mischung aus Ska und Hardrock, Rockabilly, Pop, New Orleans-R&B und Folk-Klassikern a la „Stagger Lee“ nicht, im Gegenteil: Ungleich sophistischer produziert als das Debüt zwei Jahre vorher, stellte das Album manche Grundsätze der Punk-Ästhetik vom Kopf auf die Füße.
Wieso es das nicht nur ein wenig von Don Gibson inspirierte „Lonesome Me“ nicht auf die fertige Platte schaffte, ist klar: Mit soviel lupenreiner Country Music hätte man mutmaßlich mehr als nur ein paar Fans verprellt. Denkbar konventioneller Blues wiederum: das Demo von „Walkin‘ The Slidewalk“. Trotz der kruden Aufnahmetechnik alles andere als übel: die Reggae-fizierte Cover-Version von Dylans „The Man In Me“.
Die Bonus-DVD enthält das übliche Material: Proben, Promos, „Making Of“.