Muddy Waters – Hard Aqain/I’m Ready /King Bee

Letzte Höhepunkte des Blues-Pioniers aus den 70er Jahren Eine zweite Karriere – jedenfalls für ihre vorher bescheidenen bis armseligen Verhältnisse – machten nach ihrem späten Comeback so überragende Blues-Veteranen wie ein Skip James, John Hurt und Mississippi Fred McDowell. Aber keiner von denen ein auch kommerziell annähernd so erfolgreiches wie Muddy Waters, dessen Karriere gegen Ende seiner Chess-Jahre dann doch in einen bedenklichen Sinkflug übergegangen war. Dabei stand der Mann, obwohl jenseits der 60, wie beim Auftritt im Verlauf des Abschiedskonzerts der Band im Winterland zu sehen und zu hören, voll in Saft und Kraft. Was er da in festlichem Rahmen bot, war das genaue Gegenteil von Nostalgie oder wehmütiger Erinnerung an bessere Zeiten.

Als Johnny Winters Manager Steve Paul beschloss, dass der Gitarrist das nächste Album für sein Blue Sky-Label produzieren sollte, war das eine äußerst weise Entscheidung. Die von Johnny Winter, dass im Studio wie in besten Chess-Zeiten alles live gespielt werden sollte, auch. Er musste gar nicht groß für passende Atmosphäre sorgen, das Verständnis zwischen dem in der Mitte des Aufnahmeraums sitzenden Sänger und seinen teils schon über Jahre hinweg mit ihm eingespielten Begleitern an Harmonika, Piano, Gitarren, Bass und Schlagwerk war ein blindes, selbstverständliches, perfektes. (James Cotton, Pinetop Perkins und die anderen wurden übrigens, ungewöhnlich, nicht hinter schallisolierenden Wänden versteckt, der Meister hatte jederzeit Sichtkontakt und keine Kopfhörer auf!) Die derart realisierten Aufnahmen waren umwerfend gut: Evergreens aus seinem Repertoire wie „I Can’t Be Satisfied“ oder „Mannish Boy“ klangen so frisch wie die neuen Songs. Natürlich kümmerte sich niemand mehr um für eine Single-Veröffentlichung passende Spieldauer bei den Sessions. Etliche der fünf, sechs und gut sieben Minuten langen Aufnahmen wie „No Escape From The Blues“ auf I’m Ready“ (4), „Little Girl“ auf dem Comeback „Hard Again „oder das erstmals als Zugabe auf „King ßee“(4,5) veröffentlichte, fast achtminütige „Clouds In My Heart“ waren Sternstunden dieser Sitzungen. Wohlgemerkt: keinerlei Jam-Session-laissez-faire, jeder Song mit voller Konzentration zu Ende musiziert. Im Vergleich zum unglaublich kompakten, druckvollen Sound, den Winter und die Techniker am Mischpult realisierten, klingen so manche Klassiker aus Muddys Chess-Jahren –ahem – „historisch“. Auf diesen jetzt bewusst nicht neu abgemischt, „nur“ remastered vorgelegten CDs noch weit besser.

Grammys haben ein Skip James et al für ihre letzten Meisterwerke nie gesehen. Muddy Waters gleich drei in Folge für seine.

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