The Fiery Furnaces – Blueberry Boat
Die Fiery Furnaces sind eine Problem-Band. Nicht greifbar. Gebärden sich. Sind hörbar übersprudelnd vor Kreativität und gnadenlos in der Umsetzung. Stilisten, keine Frage, gute Musiker auch, dabei höchst artifiziell. Zudem waschechte Geschwister, die auch noch nie miteinander verheiratet waren, aber sowohl Mutter Beatpunk wie auch Vater Blues und alles andere im gemeinsamen Blut haben. Auf der Bühne sollen sie sich Gerüchten zufolge gepflegt ignorieren. Nach dem guten Debüt „Gallombird’s Bark“ sind die Fiery Furnaces nun bei einer Art Konzept-Album gelandet Das sage ich jetzt mal so. Es muss ein Konzept geben hinter diesen vielen überraschenden Winkeln und Windungen. Doch welches nur?
Reden wir also über eine musikalische Wundertüte, einen grotesken Mini-Zirkus, für den es Konzentration und gute Nerven braucht. Denn Eleanore und Matt Friedberger lassen sich viel Zeit (insgesamt 72 Minuten), um ihre 1000 Songkonstrukte in nur 13 Tracks zu pressen. Alleine das eröffnende „Quay Cur“ nimmt rund zehn Minuten in Anspruch. Und zeigt gleich, wozu die beiden in der Lage sind. Ein peitschender Elektro-Beat, Eleanor singt energisch und kühl. Aber huch, plötzlich ist das Stück ein glatter Blues, Bruder Matt greift nun ein, es folgt ein kurzes Duett mit der Schwester, ganz himmlisch. Und zwei Minuten später wird es akustisch, dann scheppert die Snare, anschließend ein kurzes Piano-Solo.
Trommelt die Schwester etwa auch? Während ich noch überlege, setzt „Straight Street“ mit dräuender Orgel und Garagen-Gitarre schon den nächsten klugen Schachzug. Eine irre Flohzirkusorgel in „Chris Michaels“ ist etwa nur ein bemerkenswertes Detail dieses Song-Mosaiks. Bitte selbst komplett hören und die Wirrnis genießen. Verhältnismäßig simpel ist dagegen das trocken rockende „Paw Paw Tree“, auf das auch Jason Lytle sehr stolz wäre.
Und das sind nur vier der 13 Songs. Sich aus dem etwas überbordenden Angebot der Friedbergers die passenden Fragmente zu extrahieren, kann durchaus eine lohnende Abendbeschäftigung sein. Dabei wirkt es gar nicht wie Patchwork.