Rush – Feedback
Zum Geburtstag was Schönes: Ihr 30-jähriges Jubiläum begehen Rush mit einem Mini-Coveralbum, das die Ursprünge der Band beleuchten und Sentimentalitäten wecken soll. The Who, The Yardbirds, Buffalo Springfield, Eddie Cochran, Cream: Die Vorlagen überraschen zunächst. Doch tatsächlich waren Rush ja zu Beginn ihrer Karriere zumindest im Selbstverständnis eine Hardrockband. Wüste Gitarrenrifis, grimmige Attitüde, schriller Gesang – obwohl Prog, Pomp und Musikologie schon auf den ersten drei Alben angelegt waren, eiferten Geddy Lee, Neil Peart und Alex Lifeson in ihrem Frühwerk Rock und Roll nach.
Das Erfreuliche an „Feedback“ ist, dass Rush den alten Liedern zuliebe auf jenen beißend klirrenden Sound verzichten, der den Intellektuellen-Grunge der letzten Alben nur noch für Eingeweihte genießbar machte. „The Seeker“, „Shape Of Things To Come“ und „Summertime Blues“ (hier in der krachigen Variante von Blue Cheer) klingen warm, analog und kräftig, und da gelingt die Überraschung: So hat man Rush tatsächlich noch nie spielen gehört Freilich ist das Trio aus Toronto nun trotz der eben beschriebenen Prägung vom breitbeinigen Rock’n’Roll soweit entfernt wie nur eben möglich. Und spielt ihn deshalb wohl auch herzerwärmt und mit echter Liebe zum Original, aber doch mit der Miene des Scholastikers. Auch deshalb wird diese Platte nur der hören, der schon lange mit Rush bekannt ist – allen anderen sei an dieser Stelle die zweite Schaöensphase empfohlen, insbesondere die Alben „Farewell To Kings“, permanent Waves“ und „Moving Pictures“. Da sind die Pralinen.
Eigentlich ist die Botschaft von „Feedback“ ohnehin eine ganz andere als die der Jubiläumsfeier: Als Schlagzeuger Neil Peart vor einigen Jahren auf äußerst tragische Weise Frau und Kind verlor und danach für fast drei Jahre allen Brücken abgebrochen hatte, schien das Ende des kanadischen Traditionsunternehmens nahe; auch das 2002 aufgenommene Album „Vapor Trails“ war noch eine wackelige Angelegenheit. Jetzt, knapp eineinhalb Jahre und eine Welttournee später, scheinen Rush – und vor allem Peart – gefestigt. Das ist doch schön zu hören.