Mouse On Mars

Radical Connector

Ein kluger Kommentar der Kölner zur aktuellen Lage der Popmusik

Die Platten von Mouse On Mars hatten schon immer eine große Leichtigkeit, eine fast kindliche Verspielthek. Dabei sind die beiden Mitglieder des Duos, Jan Werner und Andi Thoma, fast pausenlos im Einsatz für eine bessere (Avantgarde-)Musik: Sie betreiben ihr eigenes Label Sonig, tauchen als Gäste oft auf den Platten befreundeter Musiker auf, es gibt Nebenprojekte wie Microstoria, und Anfang des Jahres wurden die beiden Kölner sogar mit einer Ausstellung in der Düsseldorfer Kunsthalle geehrt: Für „Mouse On Mars Reviewed & Remixed“ interpretierten Künstler, Autoren und Wissenschaftler die Musik der Kölner. Was natürlich etwas anderes ist als ein piefiges Exponat im Rockmuseum von Seattle.

„Radical Connector“ ist sinnlicher und konkreter als seine beiden Vorgänger, die zeigten, dass radikale Klangforschung ohne die freundlichen Strukturen des Pop verdammt ist zum Exil im Niemandsland der einschlägigen Connaisseure. „Wipe That Sound“ dagegen klingt nach prallem Funk, der George Clinton weiterdenkt – und nicht nur recycled. „Spaceship“ spinnt diesen Faden weiter und arbeitet, wie die meisten Stücke, mit Gesang, der auch gerne mal durch den Sampler-Wolf gedreht wird. „Send Me Shivers“ zeigt Gefühl und klingt dabei wie ein futuristisches Liebeslied.

Es scheint, als wollten Mouse On Mars mit dieser Platte die aktuelle Popmusik kommentieren: Das ewige Wühlen in den Mottenkisten der Geschichte, die Suche nach Referenzmöglichkeiten, das Sampeln von Einflüssen, die eigentlich Diebesbeute heißen müssten. Thoma und Werner setzen auf Ursprünglichkeit, auf den Reichtum neuer Klänge, im Kontext detailreicher Songstrukturen. Easy Listening ist das noch immer nicht, aber ein guter Ansatz für einen dritten Weg, zwischen akademischer Rezeption und dumpfem Hype-Pop. Klasse Tanzmusik ist „Radical Connector“ sowieso.