Prodiqy – Always Outnumbered Never Outqunned
Das neue Video der Gruppe Rammstein schon gesehen? Dort geht es um den Kannibalen aus Rothenburg und entsprechend kontrovers her; es werden diverse Tabus brutal gebrochen, und nach dem Clip waren wir alle ganz aufgewühlt Auch The Prodigy verstanden sich mal hervorragend auf solche Effekte: Lesbische Sexspielchen, Pietrings, Kotze sowie Maden und Gewürm waren das Mindeste. Vorneweg hampelte immer der Irrwisch Keith Flint nun, um mit Stachelfrisur und schwerem Metallgehänge zu rumpelnden Beats bacchantische Parolen ins Off zu kläffen. Auf die paar (allerdings grandiosen!) Hits tanzten sowohl Flaschenbier-Punks, H&M-Diven, New-Economy-Pleitiers als auch sonst irgendwie jeder. Die ersten drei Alben machten auch höllischen Spaß. Breathe, baby.
Angesichts der fast vollständigen Einstellung jeglicher Kreativität und Innovationen bleibt einem beim neuen Werk allerdings schon etwas die Luft weg. Den Auguren war zu entlocken, dass „Outnumbered“ Liam Howletts endgültige und glückliche Hochzeit mit „wütendem Elektro-Punk“ geworden sei. Glück ist aber Definitionssache, und so hören wir eine viel zu bequeme Mischung aus „The Fat Of The Land“ und „Music For The Jilted Generation“, mit nur sehr wenigen Anleihen beim experimentellen Debüt „Experience“. Okay, Howlett hatte auch nur magere sieben Jahre Zeit, etwas Neues auszuhecken. Dass muss man natürlich berücksichtigen. Vielleicht hat er ja an Kraftwerk gedacht, deren behäbiger Anachronismus „Tour De France Soundtracks auch nicht gerade das gelbe Trikot in Sachen Innovation eingefahren hat.
Den Opener „Spitfire“ jedenfalls hätten The Prodigy zu ihren goldenen Zeiten wohl nur ab B-Seite veröffentlicht Hier aber gehört das Stück zu den besseren Momenten der Platte. Dies gilt auch für „Phoenix“ und insbesondere „Shoot Down“, bei dem – passend zum Titel – Raubein Liam Gallagher gesampelt wird. Auf „Outgunned“ gibt es ohnehin keinen richtigen Gesang mehr, sondern nur noch vokale Einsprengsel aus Howletts Notebook. Laut Waschzettel sind Keith Flint und Maxim aber trotzdem noch Mitglieder der Band. Tänzer braucht man ja immer, und diese Platte ist selbstverständlich tanzbar, wenngleich die dazugehörigen Schritte eher monoton bleiben dürften.
Ich wette noch fünf Flaschen Bier, dass „Hotride“ ein ordentlicher Club-Hit werden wird – denn es basiert auf dem Klassiker „Up, Up And Away“, ist entsprechend eingängig und mit einem giftigen Beat unterlegt. Die Chicks On Speed bekommen so etwas allerdings auch hin, mittlerweile sogar problemlos. Und irgendwo sind auf dem Album noch Princess Superstar, Kool Keith, Juliette Lewis und viele andere Gäste versteckt Wer sie findet, darf sie behalten.