Heart – Little Queen/Dog & Butterfly/Bebe Le Strange
Es waren die Frauen, die Heart groß machten. Jahrelang hatte die Band mehr oder weniger vor sich hingedümpelt. dann stieg erst Sängerin Ann, später Gitarristin Nancy Wilson ein und schon das Debüt „Dreamboat Annie“ (1975) sorgte in Kanada für helle Aufregung, in den USA bekam es flugs Platin. Aber erst die nächste LP läutete die Erfolgsjahre ein, die Nancy Wilson als ihre „Lieblingsära“ bezeichnet. „Little Queen“ ^beginnt gleich mit dem Song, der heute noch Mainstream-Hardrock definiert: „Barracuda“. Anns schneidender Gesang konnte einem Angst machen, doch bei „Love Alive“ klingt sie schon wieder ganz zart. Eine frühe Version des Stücks, damals „Too Long A Time“ betitelt, kommt als Bonus-Track hinzu, ebenso eine hübsche Live-Version von „Stairway To Heaven“.
Die Welt von Heart war immer ein Paralleluniversum, in dem Frauen regierten und Männer nur als Erzählmaterial wichtig waren. Die Musiker? Austauschbar. Als 1978 „Dog & Butterfly“ (2,5) veröffentlicht wurde, waren die Beziehungen, die die Wilson-Schwestern mit den Gitarristin Roger und Mike Fisher angefangen hatten, schon wieder zu Ende. Anderen Bands hätte das den Garaus gemacht, Heart überstanden den Abgang der Männer recht unbeschadet. Einen Hit wie „Barracuda“ gab es zwar nicht, aber flotte Durchhalte-Hymnen („Straight On“) und natürlich Balladen wie den akustischen Titelsong, der so anrührend ist, dass er solche Zeilen verzeihen lässt: „We’re getting older, the world’s getting colder/ For the life of me I don’t know the reason why.“ Die Wilsons waren noch nicht mal 30.
Die drei völlig unausgegorenen Bonus-Tracks sind nicht der Rede wert, die zwei von „Bebe Le Strange“ (3) ebenso wenig. Das Album genügt ja auch. Inzwischen war es 1980, Heart rockten wieder ein bisschen härter, „Break“ war für ihre Verhältnisse fast SpeedmetaL Bei „Even It Up“ werden Bläser rausgeholt, bei „Raised On You“ das Piano. Trotzdem ist es in jeder Minute Ann Wilsons Stimme, die den Sound bestimmt. Die lässt sich durch nichts unterbuttern, und so soll es auch sein.
Bald wurden wieder diverse Bandmitglieder gewechselt, die nächsten Alben floppten. Erst fünf Jahre später gelang ihnen mit „Heart“ ein sensationelles Comeback – aber das ist eine andere Geschichte, eine andere Ära. Und die wird erst mal nicht wiederveröffentlicht. Schade eigentlich.