Sufjan Stevens – Greetings From Michigan, The Great Lake State
Es war wohl zunächst nur ein Scherz: Schon vor Beginn seiner Karriere als recording artist gab Sufjan Stevens öffentlich das Versprechen ab, mindestens 50 Platten zu veröffentlichen – eine für jeden Bundesstaat US-Amerikas. Ein tolles Vorhaben! Zumal man dann ja überall mal gewesen sein muss.
Und während wir nun den Scherz noch für einen solchen hielten, hat Stevens seine zweite Platte fertig, die ungefähr „Greetings From Michigan State“ heißt und nach dem Debüt „Seren Swans“ jetzt also Ernst macht mit der Amerika-Vertonung.
Apropos Debüt: Eine wunderbare Platte war das, mit der der Wahl-New Yorker Stevens seinen zartbesaiteten Folk vorstellte. Das Alte Testament, Flannery O’Connor, William Blake, all das konnte man in diesen mysteriösen Liedern aus akustischer Gitarre, Banjo und Mandoline hören, und für den Anfang war das sehr vieL Das Mystische, archaisch Amerikanistische von „Seren Swans“ weicht auf „Michigan“ klareren, naiveren Tönen. Auch das Nebelverhangene, das jener gar nicht behauenen Wohnzimmeraufnahme den spukigen Klang gab, muss gehen. Das ist zunächst eine Enttäuschung, weil man den Stevens, der als Kind ausgesetzt wurde und von unklarer Herkunft ist, nicht allzu transparent und allgemeinverständlich will, sondern lieber geheimnisvoll. Wenn man nun damit lebt, dass der Schleier gefallen ist, gefällt freilich aber vieles doch. Stevens‘ obskure Arrangements aus komisch gespielten Banjos, Trompeten und Damengesängen im Background haben schon jetzt, 49 Alben vor Karriereende, eine klare Handschrift. Und die kleinwüchsigen, schön verstiegenen 17 (!) Songs weisen ihren Komponisten ab einen aus, der allen Prätentionen sicher aus dem Weg geht.
Für den Anfang hat Stevens es sich übrigens leicht gemacht: Mit den vielen Originalschauplätzen und regionalen Besonderheiten in den Songs von „Michigan“ kann er so gut prahlen, weil er im Great Lake State aufgewachsen ist. Ab jetzt wird es schwerer.