Cass McCombs – A
Schon auf seiner Debüt-EP „Not The Way“ zeigte Cass McCombs vor einigen Wochen beträchtliches Songschreibertalent Da noch mit LoFi-Ästhetik und Schlafzimmerproduktion.
„A“ heißt sein neues Abenteuer – in HiFi. Der Ansatz hat sich nicht geändert: bittere Introspektionen mit abgedimmtem Humor. Aber dieses Mal vorgetragen mit twangiger Gitarre, fast jazzigem Schlagzeug und einigen Piano- und Keyboard-Tupfern. Das Ganze in einer leicht irritierenden Produktion, die manche der Songs wie ein leierndes EIliott-Smith-Tape klingen lässt. Das formidabelste Stück, „Bobby, King Of Boys Town“, beginnt wie ein Velvet Underground-Song (vom dritten Album) und erinnert dann ziemlich an Blondies „The Tide Is High“-Single – allerdings abgespielt 33 rpm.
Bei Songs wie „Aids In Africa“ oder „A Comedian Is Someone Who Tells Jokes“ hat Mc-Combs wohl auch einiges von Jonathan Richman abgeschaut. Nur dass hier statt kindlicher Naivität Weltekel dahinter lauert „Aids in Africa/ And cancer back home/ The season of giving is now/ A war is on/ Lady a war is on/Aids in Africa.“ Und man ist sich fast sicher, dass da Ray Davies singt. Keine Ahnung, ob McCombs das wirklich alles ernst meint, was er über Liebe, Tod und Gott spielt und singt. Vieles deutet darauf hin, dass McCombs hier mit großem Talent spielerisch und halbironisch über das Genre schreibt, dem er selbst zugeordnet werden dürfte: dem des Singer/Songwriter.
Wer das mit Sicherheit klären möchte, sollte den Künsder um die Texte bitten, die kann man nämlich – wie McCombs auf dem Cover vermerkt – gegen einen S.A.S.E (self-addressed, stamped envelope) direkt bei ihm bekommen. Hoffentlich kriegt er viel Post, denn jedes Wort ist hier die Mühe wert.