Big Head Todd & The Monsters – Crimes Of Passion
Da oben muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, in den Bergen von Colorado. Todd Park Mohr betreibt dort ein mit Solar-Energie gespeistes Studio, in dem er längst selbst umsetzen kann, was er sich über all die Jahre bei seinen früheren Produzenten David Z oder Jerry Harrison abgeschaut hat (oder vermeiden will). Mit dem achten Album im fünfzehnten Karriere-Jahr sind er und seine Monsters Rob Squires (Bass) und Brian Nevin (Schlagzeug) nach dem Aus ihres langjährigen Arbeitgebers Giant wieder auf ihrem eigenen Label angekommen. Der Kreis hat sich geschlossen. Und ist so viel weiter geworden.
Neben Grant Lee Buffalo gehören Big Head Todd & The Monsters zu der Handvoll großer amerikanischer Rock-Bands, Trios zumal, die in den 90er Jahren Tradition nicht als bloßen Erfüllungsgehilfen betrachteten. Die – in diesem Fall – den Blues liebten und nahmen und durchdrangen und auf dieser nahrhaften Grundlage ihr ganz eigenes Süppchen kochten. Das schmeckt immer noch, ist jetzt nur ein wenig anders gewürzt. „Crimes Of Passion“ hat nicht die pure Physis, fließt mit ein paar Aussetzern nicht im magischen Strom des heimlichen Meisterwerks „Strategem“ (1994).
Dafür birgt es Formen und Farben, die über das Vertraute hinausstrahlen. Über die ledernen Riffs von „Duty Juice“, die noch mal nach Albert King und John Lee Hooker rufen. Über die Bittersüße von „Imaginary Ships“, die das kommerzielle Zwischenhoch der Band in den frühen 90er Jahren wach zu küssen versucht.
„Beauty Queen“ taucht eine Southern-inspirierte Tragödie in fernöstliche Erleuchtung, dazu gibt Mohr wieder mal den sanftesten Riesen der Rocky Mountains. „ICU In Everything“ löst das R&B-Klischee des Titels im Wahwah-Klangbad auf, mit Mohr am Saxofon. Der „Lost Children Astronaut“ treibt mit kreiselnden Gitarren, sanfter Synkopierung, kühlen Keyboard-Tupfern hinaus ins All. Man glaubt die Ohnmacht der Bodenstation zu hören. Und auch die bitter-stille Verzweiflung im Pulsschlag des Zukunftsszenarios „Drought Of 2013“.
Abschließend noch eine kleine Überraschung im großen Mohr-Kosmos: Mit dem, „Peacemaker’s Blues“ outet er sich erstmals, zumindest so unverhohlen, als Dylan-Verehrer. Aber BHTM verzeiht man ja sogar Songtitel wie „Angela Dangerlove“. Obwohl der schon wieder Comic-komisch ist, im Vergleich zum Albumtitel. Und zum Cover. Diese Musik ist besser als das. Besser als umgekehrt, oder?