Phoenix – Alphabetical
Eine Band wie ein Uhrwerk, ein weißes Euro-R’n’R-Album, wie es bisher noch keines gab. Phoenix aus Paris kennt man als geschmäcklerische, bei Soundtrack-Kompilatoren beliebte Gimmick-Popgruppe, die Poser-Gitarrensoli in Disco-Stücke einblockt und Supertramp in Queen-Manier spielt. Diese zweite Platte ist weniger kokett, Phoenix beschränken sich auf einen (möglicherweise an der Schultafel entworfenen) Kerngedanken: die Annäherung an den aktuellen, Grammy-prämierten US-Hip-Soul, eben nicht durch das Imitieren eines pseudo-schwarzen Feelings, sondern unter rein technischen Aspekten. Sie arrangieren ihren Band-Pop so, wie ein Producer seine digitalen Flickstücke behandelt So boomt die offene Akustikgitarre als zweite Bassdrum, Keyboards in nussgroßen Rasierschaum-Portionen, Schlagzeug klickt, Finger schnippen und wandern langsam über das Wurlitzer-Piano, in Halbtonschritten. Die eine oder andere Triangel klingelt sogar. Sänger Thomas Mars hört sich an wie ein böhmischer Gigolo, ein schläfriger George Michael, und natürlich geht einem das nicht warm ans Herz, sexy ist es auch nicht, weil Phoenix keine Hintern schwingen, sondern nur heftig mit der Hüfte klimpern. Als Zuhör-Musik und Cyber-Pop ist die Platte eine atemberaubende Übung, ein irre ambitioniertes Understatement. Wenn die eingeschränkte R&B-Disco-Melodik dann so charmant ausgetrickst wird wie in den Monster-Refrains „(You Can’t Blame It On) Anybody“ und „Holdin‘ On Together“, kann man sich kurz und anerkennend vom Stuhl erheben. Besonders französisch klingt das übrigens nicht.