Laura Veirs – We Shall All Be Healed
Wären Laura Veirs Songs Bilder, sie zeigten zerklüftete, karge Landschaften. Ihre ersten Songs schrieb sie als Geologiestudentin bei einer Expedition in einer abgelegenen Wüstengegend im Nordwesten Chinas. Ihr im Eigenverlag erschienenes Debüt von 1999 schien ebenso von Mississippi John Hurt oder Elizabeth Cotton beeinflusst wie von den Punkbands, in denen sie während ihrer Studienjahre in Minnesota spielte. „The Triumphs and Travails Of Orphan Mae“ tauchte dann weiter in das unheimliche Amerika der „Anthology Of American Folk Music“, das letztjährige, von der Kritik gefeierte „Troubled By Fire“, auf dem unter anderem Bill Frisell mitwirkte, geriet weitaus opulenter und ließ mit seinen Bluegrass- und Country-Anleihen an Gillian Welch denken. „Carbon Glacier“ geht wieder einen Schritt zurück, ist reduzierter, beklemmender – und berückender. Das Album hat Laura Veirs nach den schwarz-weißen Strukturen der nördlichen Steilhänge des Mount Rainier im Staate Washington benannt. Diese Verbindung aus schroffem, dunklem Gestein, Schnee und Eis charakterisiert die Musik auf „Carbon Glacier“ ziemlich präzise. Die spröde Stimme, die karge Instrumentierung mit akustischer Gitarre, Viola, Cello – ab und zu das brechende Eis einer E-Gitarre. Doch der Frost steht nicht für Kälte und Tod, eher für entrückte Schönheit: „Clear as ice, oh clear as ice/Dropping down from a rock/ Spring will come and so will fall/ All my enemies have finally fled/ They’ve finally fled and gone.“ Ein Wandertag ins ewige Eis mit der Musik von Songs: Ohia, Movietone und Ani Di Franco im Walkman.