Nicolai Dunger – Here’s My Song…

„You won my heart, you sung me songs/ You wandered with me far and deep in sin.“ Mit diesen Zeilen beginnt „My Time Is Now“, der erste Song auf Nicolai Dungers „Here’s My Song. You Can Have it… I Don’t Wont lt Any More/ Yours 4-ever Nicolai Dunger“.

Ein trefflicher Beginn. Und ein grandioser Albumtitel, denn Nicolai Dunger hat diesen betörenden Songzyklus längst hinter sich gelassen, wenn er uns nun endlich erreicht. Doch nicht nur die Rastlosigkeit, auch die Uneitelkeit steckt in dieser monströsen Benennung – die Bereitschaft, die eigenen Songs fremden Einflüssen zu überlassen, sich an der Kreativität anderer Künstler im Umgang mit den eigenen Stücken zu inspirieren. Auf „This Cloud Is Learning“ brachten sich Soundtrack Of Our Lives ein, bei „Soul Rush“ wirkte das Esbjörn Svensson Trio mit, „Tranquil Isolation“ atmete die Landluft von Kentucky und das Genie von Will Oldham.

Das sind Kollaborationen auf Augenhöhe, inspirierend für beide Seiten und in ihrem Ergebnis nicht etwa epigonal, sondern einmalig. Man denke an die wundervollen Harmonien, die sich Dunger und Oldham auf „Tranquil Isolation“ teilen und die dieses Album mit der Zeit in Höhen trieben, von denen man bei der Veröffentlichung noch gar nichts ahnte.

Auf „Here’s My Song…“ geht Dunger in die entgegengesetzte Richtung. Sucht die Schönheit nicht im Ursprünglichen, Rustikalen, sondern – zusammen mit seinem Gitarristen Thomas Tjärnkvist und Jonathan Donahue, Grasshopper und Jeff Mercel von Mercury Rev – im kunstvollen Schönklang.

So eingängig, so opulent wurden seine Stücke noch nie inszeniert. All die Streicher und Glöckchen, all das Georgel, das Klavier, die Gitarren. Und Dungers Stimme fühlt sich pudelwohl, weich gebettet inmitten dieser Pracht. Beim schmissigen Beginn mit „My Time Is Now“ und „Hunger“, dem elegischem „Slaves (We’re Together As)“, dem berauschenden „Someone New“, der puren Schönheit von „Country Lane“.

Was zuletzt bei Mercury Rev schon arg verkünstelt wirkte, erstrahlt durch die Reaktion mit den typischen Dunger-Ingredienzen in neuer Frische. Das Vertraute kippt ins Überraschende. Das simple Folkstück „Tell Me“ und das zentrale, über achtminütige „The Year Of The Love And Hurt Cycle“ erinnern zunächst an die Van-Morrison-Beseeltheit von „Soul Rush“, doch wenn sich Chorgesang und E-Gitarre einmischen, schmiegen sie sich eher an die Soulnummern von „Sign ‚O’The Times“.

Man sollte das im Titel gemachte Angebot schneller annehmen, als Nicolai Dunger es aussprechen kann, denn prächtigere, herzwärmendere Songs bekommt man zurzeit nirgendwo. Und während wir seinem bisher geschlossensten, filigransten Liederkreis lauschen, denken wir unentwegt:

His time is now.

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