Backyard Babies – Stockholm Syndrome
„Stockholm Syndrome“ ist eins dieser Alben, wie etwa auch Michael Monroes kürzlich erschienenes „Whatcha Want“, die es womöglich ins Hard-Rock-Pantheon geschafft hätten, wenn sie doch nur zur rechten Zeit, Mitte der Achtziger, publiziert worden wären. Sind sie aber nicht, und so wird die gemeine Hörerwelt vermutlich wieder nur den Kopf schütteln über so einen akustischen Anachronismus. Man muss das nicht bedauern, denn es gibt ja noch den Kreis der Gläubigen, und die werden einen Tempel bauen für dieses Sleaze-Juwel. Wieder mal in totaler Eigenleistung!
Es ist dieser mehr vom Punk abstammende, auf den schnellen, ja manchmal auch billigen Effekt setzende, gewollt schludrige Glam-Metal, den man hier geboten bekommt – noch deutlicher als auf den Vorgänger-Alben „Total 13“ und „Making Enemies Is Good“ und den man von Hanoi Rocks, Faster Pussycat, LA. Guns, Love/Hate etc. noch in guter oder schlechter Erinnerung hat Andreas „Dregen“ Tyrone Svensson spielt die alten, abgelutschten Riffs und Licks so spritzig und pyromanisch, als gäbe es kein Gestern. Und ob morgen wieder das Licht angeht, ist ja da oben in Schweden auch noch nicht ausgemacht. Niclas „Nicke“ Borg weiß einfach, was er tut, röchelt, krächzt, krakeelt – und bei den wirklich wichtigen Zeilen springt ihm sowieso der allgegenwärtige Gröl-Chor bei, auf dass sie noch mehr Pfund haben und sich ein für allemal ins Stammhirn einmeißeln (was dann auch ein ums andere Mal passiert: bei „Everybody Ready?!“, „Pigs For Swine“, „Say When“, „Shut The Fuck Up“ usw.). Bass und Drums keulen einfach nur straight’n’simple, wie es in ihrer Natur liegt – oder doch zumindest liegen sollte. Zwölf abgewichste, euphorieschwangere, durchgeschwitze und absolut anspruchslose Drei-Minüter hält „Stockholm Syndrome“ bereit. Mehr nicht Für mich ist das genug.
Und was unterscheidet den echten Künstler vom Epigonen? Dass er den geklauten Anzug auch gut ausfüllt Bei den Backyard Babies platzt der förmlich aus den Nähten.