Garish – Absender Auf Achse
„Ich habe diese Musik schon einmal gehört – im Paradies“, so ein hier zu Lande nicht unbekannter Songschreiber über dieses Album. Ich kenne diesen Club nicht, aber sie müssen einen Sinn für großen Pop haben im „Paradies“. Wahrscheinlich spielen sie dort auch Radiohead, Gene und an weniger guten Tagen Coldplay.
Dass die deutschsprachige Entsprechung ambitionierten britischen Wohlklangs ausgerechnet aus dem österreichischen Burgenland kommt – wer hätte das gedacht. Nun, nach dem letzten Album „Wo die Nacht erzählt vom Tag“ hätte man es vielleicht ahnen können. Doch erst auf „Absender auf Achse“ scheint alles zusammenzugehen: die mal hymnischen, mal kratzenden Gitarren, die Streicher, Bläser und anderes Gesummse, der schwere Mut, der sehnsuchtsvolle Gesang, selbst der doch sehr burgenländisch anmutende Kinderchor.
Überhaupt, Thomas Jarmer, der Sänger: ein großer Stilist, einer, der einen, hat man einen guten Tag, in den Himmel heben und, hat man einen schlechten, zur Verzweiflung treiben kann. In „Noch auf See“, bei dem Tom Liwa, der in dieser Besprechung schon einmal Erwähnung fand, äußerst rührend die zweite Stimme gibt, bricht er einem gar das Herz: „Sobald du dich ins Bett gelegt/ Hab ich uns zwei in zwei gesägt/ So denn bis morgen/ So lang der Morgen für mein Geheimnis Sorge trägt“ Wer erlebt hat, wie Jarmer beim Konzert leicht linkisch das nächste Stück ankündigt, merkt, dass ihm diese Sprachmelodie und Umständlichkeit eigen sind, kein Manierismus also.
Und ganz egal, was sie im „Paradies“ auch sagen mögen: „Absender Auf Achse“ ist ein Album fürs stille Kämmerlein, viel zu schade, um es mit anderen zu teilen – außer vielleicht mit dem Liebchen. „Nur du und ich/ Wir sind alles weit und breit“ – Musik für eine andere Wirklichkeit.