The Shins – Chutes Too Narrow
Gott, noch eine neue Gitarrenband aus Amerika. Welche soll man hören? Eine der vielen Bands mit Standard-Geschichte, eine der vielen vielen Bands, denen offensichtlich jeder Ehrgeiz fehlt, die Welt oder irgendeinen Hühnerstall zu erobern. Wie klingen The Shins aus Albuquerque/New Mexico? Meine Liste: Weezer, Dashboard Confessional, Jonathan Richman, Lemonheads, Housemartins vor allem Lied sechs ist sehr Housemartins, während Lied neun sehr Lemonheads, die Singstimme aber extrem Weezer ist. Andere Kritiker fanden: Suede, Guided By Voices, Beach Boys, Love, Byrds, wobei die sich teils auf die erste Shins-Platte „Oh, Inverted World“ von 2000 bezogen und die ja völlig anders ist. Weil The Shins vermutlich den Fans aller genannten Bands gefallen, kann man sich die Feindifferenzierung schenken.
Wichtig ist nur, dass hier nämlich doch Ehrgeiz dahintersteckt, der poetische Ehrgeiz des Sängers und Liedautoren James Mercer, eines Husaren des Zweifels, über den wir leider nicht sehr viel wissen. In aggressiv naivem Ton singt er zum Beispiel in „Saint Simon“ darüber, wie alles platzt, das dem Leben in der Kindheit behelfsmäßig Sinn gegeben hat – die Väter sollen ruhig für Ideale kämpfen, an die die Jungen eh nicht mehr glauben („Fighting In A Sack“), weil der Kapitalismus ihnen das ausgetrieben hat („So Says I“). Die rhetorische Frage „Have I left home just to whine in this microphone?“ verneint Mercer schon durch die Art seines Vortrags, wie er der sinnentleerten Welt sehr dringend seine kleinen Dichtungen entgegenhält.
Und im unglaublichen „Gone For Good“ wimmert als einzige die Steel Guitar, wenn der Sänger seinem Mädchen empfiehlt, ihn mal vorsorglich zu verlassen, weil er einen schwerwiegenden Fehler in der Logik der Liebe entdeckt habe. Mercer bringt Emo auf den letzten Stand der Erkenntnistheorie. Was heißen soll, dass diese scheinbar unscheinbaren 33 Minuten Ohrwurm-Indie-Pop einen lang, lang beschäftigen können und man sich hinterher kräftiger fühlt.