The Cooler :: Start: 4. 3.
William H. Macy ist der geborene Verlierer. Jedenfalls im Kino. Und im Kino bekommen solche Figuren meist nur Nebenrollen. Da schien es an der Zeit, Macy mal zum Helden zu machen.
Bernie Lootz heißt er, und der fällt nicht nur wegen seines grauen Anzuges kaum auf. Bernie arbeitet im Shangri-La, einem Kasino mit gedämpftem Licht und Tapeten aus den 70er Jahren. Er ist ein Cooler. So werden Leute genannt, deren Pech auf andere abstrahlt. Die Glückssträhne jedes Spielers endet, wenn sich ein Cooler neben ihnen stellt, heißt es. Bernie ist darin der Beste. In seinem Motelzimmer sind längst alle Pflanzen eingegangen, sogar seine Katze ist geflüchtet.
Mit geradezu poetischer Tristesse kann man ihm in Zeitraffer einmal bei der Arbeit zuschauen, gefilmt aus der Vogelperspektive. Mit scheuem Lächeln schlendert er an einen Würfeltisch, wo noch die Gewinner jubeln. Kurz daraufgeht einer nach dem anderen weg. Cooler sind einsam.
Sein einziger Freund ist Shelly (Alec Baldwin), der Chef des Shangri-La. Da Bernie vor Jahren viel Geld verloren hatte und nicht bezahlen konnte, zertrümmerte Shelly ihm das rechte Bein und ließ ihn die Summe abarbeiten. Nun ändern sich die Dinge. Bernie hat seine Schulden beglichen, will raus aus Las Vegas und in eine Stadt, „wo ich weiß, wann Tag und Nacht ist und Uhren an der Wand hängen“. Shelly passt das ebenso wenig wie dieser junge Schnösel, der im Auftrag der Besitzer das Shangri-La aufpolieren soll. „Man muss mit der Zeit gehen“, sagt der, und Shelly antwortet: „Der Strip war mal schön. Er hatte Klasse wie eine teure Hure mit exklusiver Klientel. Dann haben Touristenmanager sie geschwängert und einen Familienbetrieb daraus gemacht.“ Shelly ist einer vom alten Schlag. Seine Zeit, er weiß es, läuft ab.
Trotzdem lässt er sich nicht beirren. Um Bernie im Shangri-La zu halten, setzt er ihm die blonde Serviererin Natalie (Maria Bello) ins Bett. Doch die verliebt sich in den sanften, traurigen Kerl. Das Blatt wendet sich. Bernies Glück färbt ab, Shelly rastet aus.
„The Cooler ist eine tragikomische Liebesgeschichte und ein wenig zimperliches Gangsterdrama. Unvermittelte Brutalität und unverkrampft freizügige Sexszenen gehen einher mit hinreißendem Witz und der Melancholie des glücklichen Moments, den man festzuhalten versucht. Auch wenn Wayne Kramers Regiedebüt im Schlussakt arg märchenhaft wird, bleibt allein schon Paul Sorvino als alter, heroinsüchtiger Showsänger unvergesslich. Macy spielt die Rolle seines Lebens. Und Respekt verdient vor allem der fette, vom Alkohol gezeichnete Baldwin, der erstmals für einen Oscar nominiert ist.