Gene Clark & Clara Olson – So Rebellious A Lover
Dass Gene Clark angesichts seines exzessiven Drogenkonsums gegen Ende seines Lebens ein hoffnungslos ausgebrannter Fall gewesen sei, widerlegte vor einiger Zeit eine Kollektion von Demos, von denen er etliche kurz vor seinem Tod aufgenommen hatte. Solo, nur sich selber zur akustischen Gitarre begleitend, immer noch wunderbar bei Stimme. Genau wie bei seinem letzten zu Lebzeiten veröffentlichten Studioalbum, „So Rebellious A Lover“, 1987 und dem nicht minder überzeugenden Live-Mitschnitt „Silhouetted In Light“ posthum.
Die Studio-Sessions mit Sängerin Carla Olson waren so etwas wie eine Rückkehr zu seinen Folk- und Country-Anfängen. Auf dem Programm standen unter anderem Woody Guthries „Deportee (Plane Wreck At Los Gatos)“, das Traditional „Fair And Tender Ladies“ und der Flying Burrito Brothers-Song „I’m Your Toy“ alias „Hot Burrito No. 1“, vom Duo als Country-Ballade gesungen. Die Idee zum blaugrassigen Arrangement für John Fogertys „Almost Saturday Night“ hatte vermutlich Chris Hillman, der bei den Sessions die Mandoline spielte. Den Joe-South-Ohrwurm „Don’t It Make You Wanta Go Home“ machten die beiden zu einem Stück Alt-Americana, bevor der Begriff erfunden war und Uncle Tupelo in dem Genre Großes vollbringen sollten.
Groß waren auch ein paar der Originalkompositionen für das Album: Carla Olsons Country-Heuler »Are We Still Making Love“, die Gene-Clark-Elegie „Del Gato“ über einen Cowboy, auf den der Galgenbaum wartet, und seine „highway symphony“ mit dem Titel „Gypsy Rider“, eines der defätistischsten Lieder in seinem ganzen Katalog mit wunderbarem Hillman-Solo. An die fantastischen Dillard & Clark-Expeditionen fast zwei Jahrzehnte zuvor erinnerte „Why Did You Leave Me Today“, für die Clark wieder mal eine seiner unvergesslichen Hooklines eingefallen war. Pure Country-Melancholie auch das Session-Outtake, das wenig später auf der CD als Bonus-Track nachgereicht wurde: „Lovers Turnaround“, sein Lamento über sleepless days and endless night, als wär’s ein Stück von Boudeleaux und Felice Bryant.
Diese Zusammenarbeit mit der Textones-Sängerin war zwar kein kommerzielles Disaster wie das drei Jahre vorher erschienene „Firebyrd“, das mehr als einen Kritiker zu Hymnen auf diesen Byrd animiert und Hoffnungen auf ein Comeback geweckt hatte. Aber diesseits wie jenseits des Atlantik von Indie-Labels veröffentlicht, war auch „So Rebellious A Lover“ wieder so ein Kult-Teil für Fans, die immer unverbrüchlich an Gene Clark geglaubt hatten. Die werden sich durch die schiere Songqualität der fünf Bonus-Tracks der Neuausgabe bestätigt sehen. Ein Schurke, dem „Broken Hearts and Broken Dreams“ da am Ende nicht das Herz erweicht, genau in der speed of the sound of loneliness im Duett gesungen.