Susan Tedeschi – Wait For Me
Schon als sie 1994 den „Boston Battle Of The Blues Bands“ gewann, schien das Talent von Susan Tedeschi über Lokalmeriten hinauszuweisen. Und über den Blues im engeren Sinne. Denn als Sängerin und das ist die 33-Jährige aus Norwell, Massachusetts trotz gewisser Qualitäten als Songschreiberin und Gitarristin vor allem – steht Tedeschi eher in der Soul/Gospel-Tradition. Was sie aber auch nicht daran hinderte, 1998 auf „Just Won’t Burn“ John Prines „Angel From Montgomery“ kaum schlechter zu interpretieren als Bonnie Raitt.
Ein prominentes Cover hat nun auch „Wait For Me“. Doch Dylans „Don’t Think Twice“ gehört in einer arg zurückgenommenen Version eher zu den schwächeren Momenten eines Albums, auf dem Susan Tedeschi von allem ein bisschen will und darüber ein bisschen Konzentration aufs Wesentliche einbüßt. Noch ’n Funk-Happen zwischendurch? Ihr schön verzicktes Solo bleibt das Beste an „Hampmotized“. Ein Appetizer für die Jam Band-Fraktion? Voila, „The Feeling Music Brings“ bringt’s immerhin auf gute sieben Minuten, mit der Band ihres vorlauten Gatten Derek Trucks (der Sohn des Allman-Drummers Butch), die auch das bessere „Gonna Move“ in Gospel-Manier heimwärts treibt. Haben wir was fürs Radio? „Alone“ ist warmer Konfektions-R&B aus der Feder von Tommy Sims, aber diese Stimme, Freunde, diese Stimme. Der Telefonbucheffekt halt.
Ein aufbrausender Late-Nite-Schleicher für einsame Barfliegen (Titelsong) fehlt ebenso wenig wie ein heißer Rock’n’Roll-Feger („I Feel In Love“) für hormonelle Kapriolen, bestückt jeweils mit knapp-geschmackvollen Soli von Frau Tedeschi herself. Während die Geige von Jason Crosby „In The Garden“ erblühen lässt Macht genau elfmal konservative Wertarbeit, kaum mehr, auf keinen Fall weniger. Und die abschließende Akustik-Nummer „Blues On A Holiday“ bringt ein Wiederhören mit ihrer alten Gefährtin Annie Raines an der Mundharmonika. Der Blues im Urlaub? Bei Susan Tedeschi öfter mal.