Dokumentationen und Anthologien: Rattle And Hum 1988
Vier Iren zogen aus, Amerika zu erobern – und verloren dabei fast den Überblick. „Rattle And Hum“ ist so großartig, weil es in großem Stil scheitert. Regisseur Phil Joanou kommt zwar nahe an die Band heran, aber die weiß oft gar nicht, wohin sie will. Es war das Jahr des Zweifels für U2, die Zeit nach „The Joshua Tree “ und vorder großen Kehrtwende. Gerade Bono wirkt unsicher wie nie. Sitzt verkrampft neben einem Gospelchor bei „I Still Haven’t Found What Im Looking For“. Muss sich von B.B. King sagen lassen, dass seine Texte zu heavy für so einen jungen Typen sind. Er lacht, peinlich berührt. Es stimmt ja. U2 fahren nach Harlem und nach Graceland, sie suchen das heartland und finden bloß riesige Hallen. Nur auf der Bühne kommen die vier zu sich, sind plötzlich wieder überlebensgroß – und farbig! -, spielen „Bullet The Blue Sky“ und „Sunday Bloody Sunday“ besser denn je. Die Szenen dazwischen sind so anrührend, weil kaum eine gewollt wirkt – so schutzlos wurden U2 selten erwischt. Danach machten sie erst mal eine lange Pause.
Killer-Szene: „With Or Without You“. Irgendwie hat Bono es geschafft, den Song über die lange Tour hinwegzuretten – und singt ihn, als wäre es das allererste Mal. „And you give yourself away…“