Sophia – People Are Like Seasons :: City Slang
Genau so ist es – die Leute sind wie Jahreszeiten: Sie verändern sich, sie vergehen und man ist selten richtig angezogen, wenn man ihnen gegenübertritt. Trifft man Robin Proper-Sheppard, der sich hinter dem Namen Sophia verbirgt und früher mal Gitarrist und Sänger der fabelhaften The God Machine war, dürfte zumindest die Farbwahl kein Problem sein: Mit schwarz liegt man da immer richtig.
Doch bei allem Leidensdruck, aller Aussichtslosigkeit, tragen die Songs von Sophia doch auch immer die Hoffnung in sich. Nicht unbedingt auf textlicher Ebene, aber die musikalische Umsetzung, das Hymnische, fast Himmelstürmende (allerdings an einem bewölkten Tag), die Melodien, die Streicher. Und oft ist da das sprachliche Bild des Flusses, der irgendwann das Meer erreichen wird. Auch das ein Hoffnungsschimmer, an dem sich die Dramaturgie aller bisherigen Sophia-Alben orientierte: Zunächst fließen sie friedlich dahin – zu Streichern und akustischer Gitarre -, dann schleichen sich erste Turbulenzen ein – Stromschnellen, Wasserfalle, Gitarrengewitter, Noise-Attacken -, und der Sänger erkennt sich mit verfremdeter Stimme selbst nicht wieder, steht förmlich neben sich. Doch irgendwann findet der Fluss wieder in sein ruhiges Bett. Ein weiteres Trauma ist durchlebt. „I wanna sit on the edge of a gentle stream/ Watching paper boats float to the sea/I wanna sit in the sun with my new shirt on/ Drinking a beer I’d salute another trauma I’ve had run/ Before another’s begun/ And god, I just wanna rest a while/ And I promise tomorrow I’ll Start with a smile.“ Robin Proper-Sheppard ist ein sturer Bock und geht seinen Weg ähnlich unbeirrt wie sonst vielleicht nur Van Morrison. So birgt „People Are Like Seasons“ „nur“ zehn weitere Variationen der Trauer, die einstmals in dem Über-Song „So Slow“ für den verstorbenen God Machine-Bassisten Jimmy Fernandez seinen Anfang nahm. Doch es sind zweifellos die bisher schönsten.