Musikbücher

„We Will rock you“ (Eichborn, 19,90 Euro) von Günther Fischer und Manfred Prescher soll ein „Lexikon berühmter Popsongs“ sein, ist aber eher eine bunte Zufallszusammenstellung lustiger Schnurren und recht bekannter Informationen zu den bekanntesten Liedern der Rockgeschichte von „A Whiter Shade Of Pale“ bis „You Took The Words Right Out Of My Mouth“. Es wird noch einmal rekapituliert, wieso die Organisation „Little People Of America“ Unrecht hatte, als sie sich über Randy Newmans „Short People“ beschwerte und weshalb „Whole Lotta Love“ unanständig ist. Außerdem kommt dauernd Dylan vor, mal als „Bob Dylan („Knockin‘ On Heaven’s Door“)“, dann als „Bob Dylan („Blowin‘ In The Wind“)“ und schließlich als „Bob Dylan („Blowin‘ In The Wind“, „Knockin‘ On Heaven’s Door“)“. Ein bisschen redundant. Und warum etwa Madonnas „Die Another Day“ zu den unvergesslichsten Liedzeilen aller Zeiten gehören soll, bleibt das Geheimnis der Autoren – die am Ende tatsächlich schreiben: „Damit steht einmal mehr fest: Auch der Mythos um das Pop-Chamäleon wird an einem anderen Tag sterben.“ Und Klischees sterben nie. 3,0

U2 Live – A Concert Documentary“ (Omnibus/Bosworth, ca. 32 Euro) von Pimm Jal De La Parra listet nicht nur die mehr als 1000 Konzerte auf, die U2 seit 1976 gespielt haben, was schon Fleißarbeit genug wäre. Zwischen den 500 Fotos finden sich detaillierte Angaben zur Setlist, den Zuschauerzahlen und viele Anekdoten wie diese: Als ’87 in Paris während „With Or Without You“ eine Tränengas-Bombe vor der Bühne hochgeht, reagiert Bono verärgert: „Was soll denn das? Ich dachte, wir hätten genug Tränen in diesem Song.“ Die dritte Auflage dieser Dokumentation beinhaltet auch die „Elevation“-Tour; PJ De La Parra starb zwar im vergangenen Jahr, doch seine Schwester und Freunde setzten die Arbeit des Holländers fort. Der übrigens auch deshalb im U2-Camp so beliebt war, weil er nicht schnorrte: Er bat nie um einen Backstage-Ausweis und stellte sich immer brav mit seinem gekauften Ticket an. 4,0

„Rockmusik und Mauerfall“ (Akadras, 19,80 Euro) von Jörg Schulz ist der Versuch, jetzt doch noch Ost und West zusammenzubringen oder wenigsten diverse Musiker beider Himmelsrichtungen erzählen zu lassen, was sie so halten vom vereinigten Deutschland. Leider fällt nicht vielen etwas Neues ein – zumal, und das ist der eigentliche Schwachpunkt, die meisten Interviews schon vor einigen Jahren geführt und nun nicht gerade aufs Wesentliche komprimiert wurden. Bei Kapiteln wie „Doro: Nur Menschlichkeit hat wirklich von Birgit Fuß & Maik Brüggemeyer Power“, „Klaus Lage: Ich will mir trotzdem meinen Optimismus bewahren“ und „Die Prinzen: Es ist typisch deutsch, undifferenziert zu denken“ waren freilich auch keine philosophischen Höchstleistungen zu erwarten. 2,0 „Eminem – Die Biographie“ (Heyne, 20 Euro) von Anthony Bozza hat zwei Vorteile. Zum einen ist das Subjekt denkbar dankbar: Es liefert Sex und Crime und Rap-Reime, über die es viel zu schreiben und spekulieren gibt. Zum anderen fällt der Autor nicht auf alle Provokationen rein, sondern bleibt bei aller Liebe kritisch. So gelingt es Bozza, Eminem zwar als das Gesamtkunstwerk darzustellen, das er ja ist, aber er zeigt auch die Risse in der Fassade auf und kommt Marshall Mathers so nahe, wie das wohl möglich ist bei einem, der sagt, er sei „whatever you say I am“. 3,5

„David Bowie – Die Biographie, Update 2003“ (Hannibal, 17,90 Euro) von Christopher Sandford ist auch in der dritten Auflage das Beste, was man über den Meister der Masken lesen kann. Sandford schont seinen Helden nicht, er analysiert nicht nur Bowies musikalische Werke, sondern auch dessen Chauvinismus, Koks-Wahn und politische Verirrungen, gesteht ihm allerdings auch zu, dass er aus seinen Fehlern letztlich gelernt hat. Wahrscheinlich. Denn – das ist die entscheidende Erkenntnis dieses so sorgfältigen wie spannenden Buchs wirklich kennen kann man Bowie und seine Gefühle gar nicht, das lässt er nicht zu. 4,5

„KISS“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 59,90 Euro) von Didi Zill erschlägt einen auf 344 Seiten fast mit seiner Bilderflut. Von 76 bis ’90 nahm Zill die Musiker auf – im Studio, auf der Bühne, hinter den Kulissen beim Schminken. Einen kleinen Text gibt es auch dazu, aber die grandiosen Bilder erzählen mehrals genug. 4,5

„An Incredible String Band Compendium“ (HeiterSkelter, 28 Euro) herausgegeben von Adrian Whittaker, versammelt Beiträge aus dem britschen Fanzine „beGlad“, die sich mit der klassischen Phase der esoterischen Folkpioniere und Poeten beschäftigen. Vor allem die detaillierten und kritischen Analysender Alben und Interviews mit Eingeweihten sind eine Freude. Die nötige Distanz geht dabei nur seltenverloren.und man kommt zu erstaunlichen Einsichten: „Maybe it was the right times, maybe it was the right chemicals. Maybe it was just the right people at the right time, tuned in and turned on, waiting to receive a transmission from something.“ 4,5

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