Japan – Remasters :: EMI

Wollen wir gar nicht erst so tun, als ob das Publikum in Deutschland die englische Band Japan je richtig wahrgenommen hätte – obwohl sie doch von einer deutschen Plattenfirma entdeckt worden war (1978, angeblich bei einem Talentwettbewerb, bei dem Japan hinter The Cure den zweiten Platz machten). Die vier Alben in stark bebilderten, um wenige Bonus-Tracks ergänzten und ansonsten komplett unkommentierten CD-Neuauflagen stammen allerdings aus der späteren Zeit bei Virgin, wo Japan landeten, nachdem die Berliner Hansa es mit ihnen aufgegeben hatte. Kurioserweise waren Japan in den ersten zwei Jahren (Hansa sei Dank) seitenweise in deutschen Teenager-Heftdien zu sehen gewesen, hatten aber in nur einem Land der Erde messbaren Erfolg gehabt. In Japan, kein Witz und kein Wunder.

Nur ein paar Behauptungen: Japan, geführt von den Konkurrenten David Sylvian und Mick Kam, hatten Bowie, Roxy Music, Solo-Eno und David Byrne besser verstanden als alle anderen und haben Platten gemacht, von denen viele der Vorbilder zu der Zeit nur träumen konnten. Japan haben es geschafft, ganz unangeberisch die Kunstgalerie-Avantgarde in den so genannten Pop zu integrieren. Japan waren stark genug, um ein spektakuläres Falsch-Marketing zu überleben, das die introvertierten Jungs als Glam-Punks und glanzlackierte Disco-Kings anbot und bei den Kritikern unmöglich machte.

Nichts davon mag man heute glauben, denn: Diese CDs klingen für unsere Ohren nach Eighties (wie in: finstere Eighties). Verhallte Saxofone. ein patschendes Schlagzeug, Keyboard-Sounds (damals Vorsprung durch Technik), von denen Japans Richard Barbieri womöglich dachte, sie würden nie verwelken.

Die englische New-Romantic-Bewegung nahm 1980 „Gentlemen Take Polaroids“(3,0) freudig an, eine auch für Wave-Verhältnisse grabeskalte, specksteinpolierte Platte, auf der Japan endlich stoisch und schwierig sein durften. „Methods Of Dance“ mit seinem unüberschaubaren Melodiebogen und dem kaum nachvollziehbaren Rhythmus war sicher nicht zum Tanzen, Sylvians pikierter Soul-Gesang zwischen den Synthesizerwolken wurde für den Rest der Dekade von anderen kopiert. „Tin Drum“ (1981, 3,5) ist radikaler, ein Puzzle aus Unterwasser-Geräuschen, Asia-Zitaten, klimpernder Polyrhythmik und Karns Jazz-Bass. „Ghosts“ kam ganz ohne Drum-Beat auf Platz 5 in England, dann trennten sich Japan auch schon, für Solo-Karrieren und Kollaborationen mit schwer auszusprechenden Leuten. „Oil On Camas“ (1983, 3,0) dokumentiert die letzte Tour, die besten Songs in schlechterer Klangqualität.

Das Ergebnis der projektmäßigen Wiedervereinigung, der geschmäcklerische, meditative Pop von „Rain Tree Crow“ (1991, 3,5) ist heute das für Galerienbeschallungen tauglichste Album. Die Fotos, für die sie mit Anfang 20 unter Mao-Bildern posiert hatten, waren ihnen längst peinlich.

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