Gillian Welch – Soul Journey :: ACONY/WEA

Sie verbringe die meiste Zeit damit, „Akustik-Gitarre in meinem Schlafzimmer zu spielen“, hatte Gillian Welch 1996 nach ihrem famosen Debüt „Revival“ gesagt. Ob das heute immer noch so ist, wissen wir nun nicht. Nur, dass erst ihr viertes Album offenbart, wie es denn klingen könnte in ihrem Schlafzimmer. Gleich drei Solo-Nummern bilden die Basis für die neue „Souljoumey“ der Roots-Erneuerin.

Und es klingt gleichermaßen erhaben und down to earth, wenn Welch – ganz bei sich – Traditionais wie „Make Me A Pallet On Your Floor“ und, I Had A Real Good Mother And Father“ ihre Stimme und Deutung gibt Doch geht diese Intensität und Intimität kaum verloren, wenn sie sich öffnet für das, was andere auf den Tisch bringen. Musiker wie Jim Boquist (Bass), Ketcham Secor (Fiddle), Greg Leisz (Dobro), die Welch und ihr bewährter Partner und Produzent David Rawlings für ein paar Tage ins Studio baten. Die Achterbahnfahrt „Wrecking Ball“ (nicht der Neil-Young-Song) zeigt am anderen Ende der stilistischen Skala, was auch in Nashville immer noch passieren kann, wenn die Maschine perfekt läuft und einander zugetane Musiker einfach spielen und zuhören und ahnen, was der andere vielleicht machen könnte. Dazwischen: Trad-Bluegrass („No One Knows My Name“), ein verzagter „Lovers Prayer“, das ominöse „One Monkey“ – mit wenigen Phrasen kreiert Welch hier einen musikalischen Sog, dem man nicht entkommen möchte.

Dies sei ihre bisher „sonnigste Platte“, sagt Gillian Welch. Songs wie „Lowlands“ oder die keltisch inspirierte Träne „Wayside/ Back In Time“ relativieren diese Einschätzung natürlich, und der Blick auf „Miss Ohio“ verheißt Abgründe. „One Little Song“ ihr drittes Solo-Stück – ist dann aber wirklich sonnig. Und funktioniert auch als Sinnbild. Es braucht nur irgendeinen kleinen Song von Gillian Welch, um diese Welt ein bisschen lichter zu machen. Für drei Minuten. Doch fallt es schwer, sich vorzustellen, dass diese Musik je in die Jahre kommt Sie klingt schon jetzt wie wundersam aus der Zeit gefallen. Nicht nur im Schlafzimmer.

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