Elvis Presley – Close Up :: BMG
„Back to Mono!“-Apologeten mögen grinsen angesichts der „unreleased Stereo masters from the ’50s“ auf der ersten CD hier und sich bestätigt fühlen. Die präsentiert nämlich zum ersten Mal „Jailhouse Rock“ in der ungekürzten Ur-Version: nicht im definitiven 2 Minuten und 26 Sekunden langen Mono-Mix, den wir alle kennen und lieben, sondern in der knapp eine Minute längeren Ping-Pong-Stereo-Abmischung vom 3-Spur-Band derselben Session, Elvis mit den Technikern und Musikern etwas nervös vorher flachsend und dann endlos „Dancin“ to the jailhouse rock“ wiederholend, bis der Mann am Mischpult abbrach. Kein Remix, nur originalgetreu das, was am 30. April 1957 im Studio passierte, in staunenswerter Klangqualität auf Ampex-Band konserviert.
Und genau das macht auch bei den anderen 19 Aufnahmen den Reiz aus. Da hört man jemandem bei der Arbeit zu, der sich oft erst an den Song herantasten muss, beim abgebrochenen Take von „Treat Me Nice“ klagt: „It’s a little bit too fast, man“ und – damals bekanntlich immer ein selbstkritischer Perfektionist – im Zweifelsfall jederzeit noch einmal zu einem perfekten vorhandenen Backing Track in die richtige Stimmung zu kommen versucht wie bei „(You’re So Square) Baby I Don’t Care“.
Freilich vermenschlicht und entmythologisiert so etwas dieses Sangesidol. Allerdings mit dem Ergebnis, dass man die^Jncl masters seiner frühen Jahre um so mehr zu bewundern beginnt. Ein Spaß: Take 16 von „Can’t Help Falling In Love“ mit den lachend abgebrochenen 14. und 15. Erst dann ging unser Mann konzentriert zur Sache. Die tollste Schnulze hier: das erste Take von „Lonely Man“ mit Jimmie Haskell an der Quetschkommode – so schmachtend wie Elvis als Sänger.
Dass die Aufnahmen, die er mit dem „A-Team“‚ während der 60er Jahre in Nashville machte, wirklich „in some ways his best“ waren, wie Colin Escott in den Liner Notes meint, erscheint denn doch als ziemlich gewagte Behauptung. Die Auswahl von 21 Songs auf der dritten CD untermauert nur gelegentlich diese These: musikalisch tatsächlich oft von gelassener Perfektion, aber nie so erregend oder spektakulär wie die frühen bis 1958 oder danach die Aufnahmen zum TV-Special oder bei seinem Memphis-Comeback.