Ween – Quebec :: Sanctuary
Ironie ist kein Freund der Kunst, nur ein entfernter Verwandter. Dean und Gene Ween sahen das einst anders, und nun wittert man Ironie auch da, wo sie hoffentlich nicht ist: in den großen Gefühlen, in den großen PopWürfen, die einem auf „Quebec“ so selten wie unvermittelt begegnen. Irritierend? You bet.
Ein kurzer Scan meines Notiz-Zettels nach dem ersten Hören entpuppt sich als wenig hilfreich. Da steht: grob, elastisch, delikat, schäbig, tapsig, kapriziös, spillerig, kalt, gravitätisch, ruppig, gequetscht, blasiert, asdimatisch und sophistisch. Keine Platte ohne Eigenschaften also, doch fehlt für eine exakte Zuordnung der Platz. Irritierend? You bet.
Ein paar Beispiele wenigstens. „It’s Gonna Be A Long Night“ ist eine Motörhead-Persiflage. Hoffentlich. Stumpf geprügelt, in Lemmys Duktus gegrölt, ohne dessen Feuer freilich. „You bring the razorblade“, raspelt es, „I bring the speed.“ Danke nein, braucht kein Schwein. Dann klampft es akustisch, zu verfremdeten Vocals, wie die Moody Blues mit Spleen. Sind aber nur Ween. Irritierend? You bet.
Es folgen wavige Albernheiten, burleske Folk-Rock-Weisen, zappaeske Casio-Banalitäten, Trio meets Tom Waits, Pink meets Floyd. „Fancy Pants“ Ist Musichall-Kitsch, aber haarsträubend billig instrumentiert. Der folgende Song enthält die Weisheit „Most people are not okay but diey’re taking their siestas in the sun.“ Der nächste beginnt so: „I couldn’t taste the taste diät I was tasting“. Irritierend? You bet.
Und so geht es weiter. „Quebec“ ähnelt einem Audio-Kaleidoskop: so viele Farben und Formen, keine mit Bedeutung. Nicht der Electro-Nonsense „The Fucked Jam“, nicht der fünfminütige Prog-Quatsch „The Argus“, nicht das noch längere Mönchs-Geraune „Alcan Road“. Will man uns veräppeln? Nein, sagt das Label, „Quebec“ sei „vielleicht sogar das beste Ween-Album der letzten drei Jahre!“ Gelogen ist das mitnichten, denn Weens letztes Studio-Album, „fVhite Pepper“, erschien im Jahre 2000. Ironie? Darauf würde ich nicht wetten.