The Thorns – The Thorns :: Columbia
Nur eine Notlösung? Oder doch der kreative Königsweg aus der Sackgasse gestrandeter Solo-Karrieren? Gar eine Fügung des Songwriter-Himmels? Jedenfalls legen Pete Droge (kein Hit), Matthew Sweet (kein Hit) und Shawn Mullins (ein Hit: „Lullaby“, 1998 ) die Messlatte für ihr gemeinsames Projekt The Thorns auch selbst nicht gerade niedrig, wenn sie gleich Crosby, Sülls & Nash und Fleetwood Mac zu „Rumours“-Zeiten in die Debatte einfuhren. Und zwei Dekaden weiter das einzige Cover ausgraben: „Blue“ bleibt aber doch knapp hinter dem Original zurück, das die Jayhawks 1995 auf „Tbmorrow The Green Grass“ veröffentlichten.
Allein diese Wahl macht klar: Ohne Harmonies läuft hier gar nichts. Zumal im Mittelteil des Albums, wo sich die drei dann auch mal richtig was trauen. „Now I Know“ ist großer Kitsch, ein knapp zweiminütiges Kunststück aus Satzgesang und Strings. Und „Dragonfly“ (!) hebt tatsächlich so jenseitig ab wie es der Titel suggeriert. Drumherum: lieblicher Country-Pop („Think It Over“), schmissiges Riff-O-Rama (Titelsong), die bestens dosierte Portion Weltschmerz „No Blue Sky“ mit der ziemlich guten Eröffnung: „Cold outside, but I don’t blame die weather.“ Dazu wird dann aber auch mal banale Zuckerwatte („Long, Sweet Summer Night“) gereicht, und „Runaway Feeling“ klingt gleich zum Auftakt, als wäre es von Tbm Pettys Resterampe gefallen. Dornig ist hier natürlich gar nichts. Neben den drei Hauptfiguren musizierten die Könner Jim Keltner, Roy Bittan und Greg Leisz, Brendan O’Brien produzierte satt auf Anschlag.
Der erste Song, den die Thorns gemeinsam aufnahmen, war die munter-harmlose Droge-Vorlage „I Set The World On Fire“. Ohne in bloßer Nostalgie kleben zu bleiben und oft mit der richtigen Melodie gesegnet, öffnet das Trio mit diesen 13 Songs ein Zeitfenster, in dem sich Pop noch über die Magie feiner Harmonie-Gesänge definierte. Und nicht über Dieter Bohlen. Ob sie damit heute noch einen Flächenbrand auslösen können, darf bezweifelt werden. Aber für ein schönes Lagerfeuer hier und da sollte es schon reichen. Es darf auch gekuschelt werden.