Adam Green :: Friends Of Mine
Vergessen Sie alles, was Sie im letzten Jahr über Anti-Folk aus New York, die Moldy Peaches, Jeffrey Lewis, Joie Dead Blond Girlfriend und die anderen gelesen haben. Und vor allem: Vergessen Sie Anti-Folk.
Klar, das ist schwierig, wenn man eine Besprechung über das neue Album von Adam Green, immerhin Sänger der Moldy Peaches. liest, in der Songzitate wie „And I don’t go out for brunch/ And I don’t go out for cunts/ And I don’t go out for months/ With my Barnes & Noble credit card“ vorkommen. Aber ich bitte Sie: Versuchen Sie sich an „Cowboy In Sweden“ von Lee Hazlewood, „Histoirv De Melody Nelson“ von Serge Gainsbourg oder aus jüngster Vergangenheit „Sea Change“ von Beck und, „Late Night Final“ von Richard Hawley zu erinnern, denn in diese Reihe gehört auch „Friends Of Mine“.
„Friends Of Mine“, das sind von Lou-Reed-Cellistinjane Scarpantoni luftig arrangierte schwärmerische Streicher, berauschende Melodien und Songs über Liebe, Gott, Kortison, Anthrax, Prostituierte, Selbstmord, Indianer, Inzest, Tod, Sexpartner ohne Beine, Freundschaft und Hoffnung, die uns oft nur ob ihrer „Sesamstraßen“-Putzigkeit vorm Erröten bewahren. So singt er über das Nymphchen Jessica Simpson wie Stephen Malkmus über Austern oder blinde Tontechniker aus den Niederlanden: „Jessica Simpson where has your love gone?/ It’s not in your music no/ You need a vacation to wake up the cavemen/ And take them to Mexico.“ Das sind natürlich wieder die alten Moldy Peaches-Abzählreime, die abseits von LoFi-Schlurfigkeiten und infantilen Dilettantismen allerdings ein völlig anderes Gewicht erhalten. Die lässige Akustische, der an Tony Benett- und Frank-Sinatra-Platten geschulte Gesang, das Padios da klingen Zeilen wie „There’s no wrong way to flick a bitch with no faith/ Now you’ll never be sad again“, als kämen sie aus dem Mund eines alternden Professors in einem Philip-Rodi-Roman.
Natürlich ist Adam Green mit Anfang 20 noch nicht zum dirty old man geworden, eher erkennt man auf diesem wundersamen Album, das sich naiv wie unerschrocken mit den letzten Themen beschäftigt, eine fast erschreckende Weisheit. Versenkungen wie,.Frozen In Time“, „I Wanna Die“, „Salty Candy“ und „Bungee“ sind allerhöchste Songschreiberkunst. Die Hoffnung liegt im Surrealen: „I wanna chose to die/ And be buried with a Rubik’s Cube/ And sleep inside the big blue buildings/ While the sweet disease drives through/ There’s a bakery in the night sky/ 1 wanna die because die government lied.“ Im letzten Jahr soll Adam Green mit einem Discman voller Scott-Walker-Alben (und Bootlegs!) am Gürtel über den Hamburger Kiez gelaufen sein. Genau so klingt „Friends Of Mine“.