Short Cuts von Joachim Hentschel

The Thermals – More Parts Per Million

Die erste Platte dieser aprikosengesichtigen Anorak-Punkrocker aus Portland/Oregon ist ein schillernder Schleimbatzen, ausgespuckt mit Schwung: „Stuff your sentences intoyour boring diary!/ Stuff your senses into the back of your jeans!“, cool und vorschülerhaft melodieverliebt, zugleich tobend aggressiv. The Strokes im Schleudergang. 27 Minuten, 13 A-Seiten in keilförmigem Super-Lo-Fi, aufgenommen bei Sänger Hutch Harris daheim. Wie er selbst singt: „Hardly art, hardly garbage.“(SUBPOP/CARGO) 4,0

Daniel Johnston – Fear Yourself

Es macht einen bitteren Eindruck, wie Daniel Johnston als genialer Freak herumgereicht wird, wie prominente Mäzene gesammelt werden, die ihm Referenzen geben und seine Musik nach ihren Regeln begradigen. Hier ist es Mark Linkous von Sparklehorse, der mit himmlischem Klingeln und Indie-Gerocke einiges verhunzt, aber die unschuldige, reine Größe von John Stons Songs nicht stören kann. (SKETCHSOOK/EFA) 3,5

The Eighties Matchbox B-Line Disaster – Hörse Of The Dög

Sowas auf Universal Records, Respekt. Die fünf Briten wühlen sich wie fleischgeile Zombies ins Gedärm, erinnern mit Voodoo-Getrommel und Hicks-Gesang an den Horrorbilly derCramps, überschreiten die Geschmacksgrenze zum Pittbull-Noiserock jedoch viel entschiedener. Eine konsequente, aber kaum anhörbare Flause. (UNIVERSAL ISLAND)2,5

Junior Senior -D-D-Don’t Don’t Stop The Beat

Dick und Doof aus Dänemark, die als Disco-Animateure herumclownen, musikalisch aber alles andere als Trash sind. Ein dichtes Sample-Gewebeaus Fifties-Rock’n’Roll und Old-School-Dance, Hippie-Brüder der Beastie Boys.(Universal)2,5

Nova International

Jung, schön und (wovor sich Hedonisten hüten sollten) so durchschaubar. Das Problem mit dieser Burschen-Band aus Augsburg liegt ähnlich wie bei Liquido: Sie kombinieren diegood-c/ean-/un-Anteileaus Britpop und US-College-Rock ohne persönliche Farbe, haben einen Kopf nick-Hit („One Decision“) und singen dann: „Blond girl,you’re my Bond girl.“ Würden sie nicht so auf arrogant machen, hätte man Mitleid. (BMG)1,5

Melody Club – Music Machine

Drei Viertel meines weiblichen Bekanntenkreises summen dies schon beim Zähneputzen, denn Melody Club sind hohlwangige Schweden, die im Mischlicht zwischen Rockband & Elektro-Pop-Team nisten wie OMD, A-Ha und und alle Bands der „La Boum“-Soundtracks. Elf sowas von sichere Hits, die man mit lustigen Haarspangen hören sollte, (virgin) 2,5

A.R.E. Weapons

Das Debüt der brutalen, verratzten Obdachlosenband in Leder und Strickmützen, von der im Zug des2001erNew-York-Hypesdie Rede war: schwer schluckbares, höchst eigenständiges Material aus voll aufgedrehter Discount-Elektronik, Gitarrenmörtel und skandierten Asozialitäten. Die HipHop-Variante von Suicide. (ROUGH TRADE/ZOM8A)3,0

Knabenkraut – True Love Can Wait

Music to wear your parka to: Im Reservat des Hamburger Indie-Labels Marsh-Marigold blühen die Gitarren wie im britischen Sommer 1986, machen fünf Romantiker ihren unverzerrten Song-Pop so selbstbewusst und liebevoll, dass man sie nur lieben kann.(MARSH-MARIGOLD/INDIGO)3,0

Captain Trip Records Sampler Vol. 1

Die Japaner sind vor allem als Reissue-Label bekannt, haben aber auch aktuelle Künstler, die wie uraltes Zeug klingen: die Merseybeat-Geishas Mama Guitar, die Kraut-KakophonikerWax,die Talking Heads-Adapteure Vega Pop. (CAPTAIN TRIP/45/INDIGO)3,0

WIR

Neuer Labelsampler von L’Age D’Or(Gitarren)& Ladomat2000 (Elektronik): Hamburger Standortbestimmung auf 2 CDs, Turner, Fink, Tocotronic, Superpunk, Spillsbury. Essenzielle Unterhaltung. (LADO/ZOMBA)4,0

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates