Daniel Lanois – Shine :: Anti/SPV

Love it or leave it: Es scheint vielen unmöglich, mit der allgemein als „atmosphärisch“ charakterisierten Produktionsästhetik des Franko-Kanadiers Nicht bloß auf den Sound fixiert: Lanois hat auch exzellente Melodien eine Art Vernunft-Ehe einzugehen, in der Pro und Kontra behutsam auf die Waage gelegt werden. Zumal die Fixierung auf den bloßen Sound dazu geführt hat, dass Daniel Lanois‘ Fähigkeiten als Arrangeur – einem „Time Out Of Mind“ zum Trotz -, vor allem aber auch als Songschreiber nach wie vor eher unterschätzt werden.

Abhilfe könnte jetzt sein drittes Solo-Album schaffen, sein erstes seit nicht weniger als zehn (!) Jahren. Für „Shine“ hat der Multi-Instrumentalist Lanois die Zahl seiner Mitstreiter deutlich reduziert, als fester Studiohelfer blieb gar nur Drummer Brian Blade, andererseits profitiert das Werk direkter von aktuellen Produktionsjobs als die beiden Vorgänger. So geistert Emmylou Harris durch „I Love You“, welches noch am deutlichsten das alte Sound-Klischee nährt. Das sanft-verzaubernde „Falling At Your Feet“ entstand mit Co-Autor Bono bei den Sessions zum letzten U2-Album „All That You Can ‚t Leave Behind“.

Es bleibt nicht der einzige Song, der eher an den nonchalanten Folk-Naturalismus des Debüts „Acadie“ (1989) anknüpft als an die forcierte Pop-Rock-Kelle, die dem zweiten Album „For The Beauty Of Wynonna“ solche Leichtigkeit nahm. „As Tears Roll By“, „Sometimes“, „Shine“, „Fire“ stehen dem kaum nach. Dazu hat Lanois seine (erste) Liebe zur Pedal-Steel-Gitarre wieder entdeckt, die hier ganz lonesome in „Transmitter“ und „LL Leaves LA“ wimmert.

Andere Instrumentals wie „Matador“ kommen als beliebte Struktur-Hilfe eher aus der hohen Brian-Eno-Giftküche. „How low can you go?‘ mag David Bowie da lachend dazwischenrufen.

Der gar nicht mal so heimliche Hit von „Shine“ findet sich aber erst im letzten Drittel des Albums. „Slow Giving“ kommt als „White Soul meets Crosby, Stills, Nash 8i Young (minus Harmonies)“ daher und verfuhrt mit einer Melodie, die selbst gestandene Lanois-Skeptiker noch im Schlaf verfolgen dürfte. Das „Hotel California“-Syndrom: You can check out any time, but you can never leave.

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