Maximilian Hecker – Rose
Gleich kommen die Nachbarn mit der heißen Brühe. Hören schließlich seit Stunden nur wimmrige Herrje-Gesänge aus der angrenzenden Wohnung, und ihnen ist ja sicher schon ganz weh vor Sorge um den mutmaßlich vor Gram niedergestreckten Hörer dieser traurigen Weisen. Maximilian Heckers zweites Album nämlich macht genau da weiter, wo sein Debüt aufhörte: I love you, you don ‚t love me.
2001 avancierte Hecker mit seinem hervorragend pathetischen „Infinite Love Songs“ zum Jüngelchen du jour. Überall wurde viel gelitten zu dieser Platte, die lustigen Österreicher vom „Standard“ kürten Maxi zur „Elendsfrisur der Stunde“. Neulich schrieb der „Standard“ wieder über Hecker und nannte ihn diesmal „die deutsche Anorak-Gottheit“. Ein Titel, den er sich mit Rose redlich verdient: Lauter Halte-mich-heilemich-Lieder in Falsett strecken hier die Kehle hin und sind wie gehabt an eine nicht anwesende, unerreichbare Liebste gerichtet Knutschen findet nicht statt. Doch während Texte und Gesang genauso beeindruckend heulsusig sind wie auf seinem Debüt, hat Hecker für Rose doch zumindest die Musik etwas hochgepäppelt.
Mit Produzent Gareth Jones (Depeche Mode, Nick Cave) hat er die zarten Klavierläufe in hymnischen Hauch gebettet. Füliger, orchestraler, erhabener klingen die Lieder, schwülen an und ab. Schaffen so eine schöne Dramaturgie des Leidens und viele passende Momente für den Einmarsch der besorgten Nachbarn mit der Suppe. Die kommen aber wahrscheinlich doch nicht mehr, weil „My Love For You Is Insane“ zu laut aufgedreht war, der etwas unvermittelt dahergroovende, fast fröhlichen Hecker-Clubhit mit einzelnen Morten-Harket-Momenten. Herzschmerz goes to the disco. Das macht aber die gefühligen Stücke drumherum nur noch anrührender. Glaub nicht den Beats. This is heartcore.