50 Cent – Get Rich Or Die Tryin‘ :: Universal
Unglaublich, dass noch heute ein Gangster-Lebenslauf genügen kann, um so auf sich aufmerksam zu machen wie 50 Cent Er hat mit zwölf zu dealen begonnen, früher als die anderen. Hat einmal neun Kugeln überlebt, mehr als die anderen. Da liegt ein Unterschied zum ersten, bleiernen Frühling des Gangsta-Rap (der ja zwischendurch richtig aus der Mode gekommen war): Respekt musste man sich verschaffen, um überhaupt als echt zu gelten. 50 Cent, also Curtis Jackson aus New York, ist der Super-Thug, new and improved. Echt sowieso, aber echter als die anderen.
Als Debütalbum geht „Get Rich Or Die Tryin“‚ durch, weil 50 Cents große Discographie fast nur aus unveröffentlichten Alben und Bootlegs besteht, auf denen er über nicht freigegebene Samples rappt „Get Rich…“ ist auch Eminems Debüt als Fremdproduzent (zusammen mit Dr. Dre), auf zwei Stücken hält ihm 50 Cent das Mikrofon hin, und das sind sicher die einzigen auf der Platte, die man Leuten empfehlen kann, die keine ausgesprochenen HipHop-Fans sind. Das ist unüberlegter, undiplomatischer Gangsta-Rap,“ I put a hole in da nigga for fuckin‘ with me“ und so weiter, mit dem typischen wagnerianischen Mafia-Pathos, Geigen, Klavier, Krimi-Soundtrack-Syndiesizer. Bis die Hooklines ihre wahre Kraft zeigen (sie tun es irgendwann), braucht man viel Geduld, und ehrlich: Freiwillig will keiner viel Zeit mit einem verbringen, der sich damit brüstet, Leute erschossen zu haben.
Im Booklet glänzen 50 Cents Muskeln in Airbrush, seine Komplizen haben die Pistolen vor sich auf dem Tisch wie meine Komplizen ihre Handys. Verklärte Kalenderbilder, wie das ganze Album. Die ästhetische Rettung eines Berufsstandes: So ikonenhaft war Gangstertum noch nie.