Ed Harcourt – From Every Sphere :: Heavenly
Die Redaktion hat neue Schreibtische bekommen. Es gibt jetzt mehr Schubladen und die lassen sich auch noch durch Trennwände parzellieren. Eine gute Voraussetzung für differenzierte Plattenkritiken.
Die Schublade, in der sich der meiste Murks befindet und die man doch immer wieder mit einiger Heilserwartung öffnet, ist die, auf der ein güldenes Schild mit der Aufschrift „Songschreiber“ klebt. Banale Tagebuchnotizen eines Pubertierenden, Hybris, Pathos, Langeweile, Identifikation, Aphorismen – alles in dieser Schublade.
Neulich zog die Kollegin die Papphülle mit Ed Harcourts zweitem Album „From Evey Sphere“ heraus. Das war ein guter Tag, denn mit einem Album, das mit einem raffinierten Popsong namens „Bitter Sweetheart“ beginnt, mag man gerne ein paar Stunden teilen.
Wo wir schon in der Songschreiber-Schublade stecken, können wir gleich mal ein paar Referenzen ausgraben. „From Every Sphere“ hat die verspielte Souveränität Badly Drawn Boys, dabei aber eine Tiefe, die eher an das unvollendete Werk Jeff Buckleys erinnert, dem Harcourt in höheren Lagen auch stimmlich nahekommt, ohne allerdings dessen Hysterie zu teilen.
„From Every Sphere“ nimmt sich aus jeder Sphäre des Songschreiberuniversums ein paar schöne Anregungen und klingt homogen, was auch daran liegt, dass die Dramaturgie stimmt und der Höhepunkt wirklich erst am Ende erreicht ist, wo die Arrangements von einer Finesse sind, die an den wunderbaren Rufus Wainwright erinnert. Dieses Album wirft man nicht zurück in die Schublade. „From Every Sphere“ nimmt man mit nach Hause.