Camper Van Beethoven – Tusk :: Cooking Vinyl
Das war natürlich ein Spaß im Ski-Resort von Mammoth, Kalifornien, als die Musiker von Camper Van Beethoven nebst Lebensabschnittsbegleiterinnen im Jahr 1986 Urlaub machten und Trommler Crispy Derson sich sogleich den Arm brach. Nach einem längeren Marsch zum nächsten Arzt und gemeinsamer Verköstigung der verschriebenen Medikamente reifte die Idee, die Vakanz zum Nachspielen der Doppel-LP „Tusk“ von Fleetwood Mac zu nutzen. „Tusk“ war eine von fünf oder sechs LPs in der ansonsten karg möblierten Ski-Hütte.
Crispy Derson befand sich, als es um die Entscheidung ging, noch im Auto mit der unmutigen Freundin, die sowieso niemals in die Einöde reisen wollte, doch war sein Votum erforderlich. Ich verkürze hier etwas. Ängstlich, ob es im verschneiten Wagen nicht derweil eine ArtVersöhnung gegeben hatte, stapfte jemand nach draußen. Derson willigte ein und programmierte die Drum Machine, der Rest der Band bediente die zur Verfugung stehenden Instrumente.
Im Jahr 2000 fand Greg Lisher die Vier-Spur-Bänder auf dem Dachboden seines Elternhauses. Mittels eines i-book bügelten die Musiker einige Schwachstellen aus, doch blinde Flecken und Fehler verblieben, wie sie versichern.
Wenn der Versuch schon so zwingend verblüffend, so herrlich zum Scheitern verurteilt ist, dann kann das Werk kaum enttäuschen. Oder umso mehr. „Tusk“ nach Camper Van Beethoven ist weder die wüste Zerschlagung des Macschen Schönklangs noch die minimalistische Apotheose, weder enthemmter Klamauk noch skrupulöse Präzisionsarbeit. Seltsam muffig, aber nicht amateurhaft klingen die Adaptionen. Die Songs von Christine McVie, Stevie Nicks und Lindsay Buckingham sind etwas raffinierter angelegt als die Camper-Stücke von 1986, und so bemühten sich die Männer um respektvolle Nachdichtung, ließen den depressiven Kitsch (so es das Lowkey-Instrumentarium erlaubte) intakt und die Gesangsharmonien wenigstens erahnen (eine Freundin half David Lowery beim Singen aus). Die Campersche Geige fehlt natürlich so wenig wie das Wienerisch-Walzerselige. Fleetwood MacCountry, Balz und Bitternis auf der Alm.
Das Beste, was sich über diese Arbeit sagen lässt: Sie rehabilitiert „Tusk“, das nach dem Erfolg von „Rumours“ ruhmlos unterging. Vergleichen Sie mal, wenn es schneit: Die Eifersüchteleien bei Mac hatten ja auch immer etwas von amourösem, Lubitsch-würdigem Ski-Urlaub.