One Hour Photo von Mark Romanek :: Start 9.1.
Da war stets die Ahnung, sein freundliches, Familien ansprechendes Lachen ist eine Fassade, die den inneren Horror kaschiert. Witz aus Verzweiflung. Ein trauriger Clown. Einsam, verlassen waren die infantilen Figuren von Robin Williams irgendwie immer. Der mechanische Typ aus „Toys“ ebenso wie sein Travestie-Vater bei „Mrs. Doubtfire“, einer von Williams‘ erfolgreichsten Tiefpunkten in seiner Karriere als ziemlich begabter Komiker. Er spielte sogar allen Ernstes einen Mediziner, der Kranke durch putzige Spaße wie auf einem Kindergeburtstag zu heilen glaubte. Kindergeburtstage, Kinderspiele und Spielzeug tauchen in fast allen seinen Filmen auf. Sogar in „One Hour Photo“, wo das Lachen nicht mehr hilft, weil es eine Farce ist statt Freude. Wenn Gott wollte, dass der Mensch lacht, hätte er ihm niemals die Zehn Gebote gegeben.
Seymour Parrish lacht nicht, er lächelt „Check your smile“ steht auf einem Spiegel, in den er jeden Morgen schaut, bevor er seine Arbeit in der Fotoabteilung eines Supermarktes beginnt. Freundlich knipst Parrish für alle Kunden sein Lächeln an, vor allem für Eltern und Kinder, ganz besonders für die hübsche Nina (Connie Nielsen) und ihren noch kleinen Sohn Will (Michael Vartan), die jede Vfeche einige Filme zum Entwickeln geben. Auf den Abzügen sieht man eine sorglose, glückliche Familie, harmonische Gruppenbilder, strahlende Gesichter, Schnappschüsse von einem Kindergeburtstag. Die Bilder sind wie ein Traum und die Teile eines Bildes, das Parrish sich erträumt. Über die Fotomotive nimmt er an dem Familienleben teil und auch Kontakt auf, indem er sich zu den abgebildeten Ereignissen äußert. Schließlich folgt er Nina sogar, beobachtet Will beim Fußball Einmal betritt er deren Haus, trinkt ein Bier und guckt Fernsehen, als die Familie plötzlich zurückkehrt und sich über seine Anwesenheit freut So überlagert seine Obsession immer mehr die Wirklichkeit, in der seine Zuneigung irritiert ignoriert wird. Dann entdeckt Parrish auf einigen Fotos in seinem Labor, dass Ninas Mann Jake Yorkin (Dylan Smith) eine Affäre hat – und fühlt sich dadurch selbst betrogen.
Williams ist ein Ereignis in der Rolle des leisen Einzelgängers und steifen Pedanten, der jeden Fingerabdruck von den Fotos wischt. Zu verdanken ist das aber auch der virtuosen visuellen Vision und ästhetischen Konsequenz von Mark Romanek. Blass wie Fotopapier wirken Parrish‘ Teint und Klamotten, seine triste lineare Existenz als Neutrum deckt sich mit den monochromen Farben und der Monotonie des sterilen Supermarktes. Als Kontrast dazu ist die Welt der Familie begehrlich bunt Kameraperspektiven entsprechen oft ebenso dem gängigen Fotoformat wie viele Kulissen, Gegenstände oder das flache Haus der Yorkins. Und die Nielsen war einst Fotomodell. Ein Film, in dem das Lächeln langsam stirbt.