Edie Brickell – The Ultimate Collection
Seit Paul Simon sie schwängerte (vorher hatte er sie im Mai 1992 aber auch geheiratet), singt Edie Brickell wohl leider nur noch vornehmlich für den gemeinsamen Nachwuchs. Sehr schade eigentlich, denn Pop-Diseusen von solcher Intelligenz und Originalität sind doch selten geworden. Kritiker mögen Debüt-Platten wie die ihre mit den New Bohemians. Da hat jemand offenbar einen ganz eigenen Stil entwickelt, in Songs Geschichten zu erzählen. Pop-Fans wiederum mögen ja Lieder wie „What I Am“ ob ihrer prima Ohrwurmqualitäten.
Und dann kam jemand im Produktionsteam des Tom-Cruise-Films „Born On The Fourth Of July“ auf die gar nicht so abwegige Idee, Edie für den Soundtrack Dylans,,A Hard Rain’s A-Gonna Fall“ aufnehmen zu lassen. Der hier erstmals seit der Single-Veröffentlichung wieder zu hören ist. Das Folge-Album enthielt mehr von diesen Popsongs, und bei ihrem dritten, vom Ehemann produzierten „Picture Perfect Morning“ zeigte sie sich gelegentlich von der soul-volleren Seite. „Good Times“ war ihre Hommage an Smokey Robinson & The Miracles (mit einem von Barry White weniger brünftig als sonst rezitierten Rap seiner ureigensten Art). Mehr Geschichten über kaputte Familien, schlechte nachbarschaftliche Beziehungen und eine wunderbare Abschieds-Ballade (der Titelsong).
Nur schwer nachvollziehbar, dass der auf dieser angeblich ultimativen Auswahl fehlt Aber das bei der vom Hip-O Label veranstalteten Serie praktizierte Prinzip, mehr auf eine Raritäten- denn auf eine Best Of-Auslese abzuheben, wird auch hier eisern durchgehalten. Etwa die Hälfte der 19 Aufnahmen auf absolut randvoller CD hier sind Raritäten und Session-Outtakes, darunter die mit Jerry Garcia und Rob Wasserman für dessen „Trios“ aufgenommenes „Zillionaire“, drei sehr gute mit einem Band-Projekt namens The Slip aufgenommene Songs, das dann trotzdem liquidiert wurde (leider, Edie voll überzeugend als Sängerin einer Rockband mit viel Blues-Rock-Feeling) und mehrere ganz hervorragende, trotzdem nie zuvor veröffentlichte Aufnahmen mit den New Bohemians.
Wenn sie noch mehr an solchen Songs mit sich rumträgt, sollte Edie Brickell sich ernsthaft überlegen, ob sich ihr Leben fortan wirklich nur noch in ehelichen und mütterlichen Pflichten erschöpft. Die aus den ersten drei LPs ausgewählten Aufnahmen sind hier im Übrigen sehr gut neu überspielt.