Soundtrack – 8 Mile
Eminem färbt sich den gebleichten Kopf brünett, zieht eine Strickmütze drüber und dreht sein „Purple Rain“: In „8 Mile“ (Deutschland-Start am 30. Januar) spielt er bekanntlich die eigene schwere Trailer-Park-Jugend, aber weil Eminem schon vom ersten „Slim Shady“-Schrei an so fest im Charakterfach steckt, mussten sie sagen, dass sich der Drehbuchschreiber alles ausgedacht hat. Was mit der letzten Platte begonnen hat, zieht sich hier auf die nächste Stufe: Die Spielmasken, die Eminem für sich formt, sehen dem privaten, durch Gerichtsakten verbürgten Ich immer ähnlicher. Kann sein, dass er auf die Art doch irgendwann langweilig wird.
Seine Musik wird immer besser, das ist beängstigend. Die vier neuen Raps auf dem Soundtrack-Album zeigen Eminem in seinen am wenigsten verspielten Momenten, dramentauglich wie auf der „Closet“-Single, belegt mit dunklen Wolken aus Bass und Geigen, kein Wortspiel, das eine Distanz zum Ernst der Lage zuließe – im völlig überwältigenden Titelsong („Sorry, mama, I’m grown/ I must travel alone!“) fletscht ein Klaviermotiv die Zähne wie ein ganzes Wolfsrudel, leuchtet eine blitzfahle Synth-Melodica. „8 Mile“ ist auch die erste Platte, auf der Dr. Dre nur noch in der Grußliste vorkommt (und als Mixer bei zwei Fremdtiteln). Eminem ist so unwiderlegbar Chef, dass er die hier vertretenen Leute aus seinem „Shady Records“-Stall (Obie Trice, 50 Cent, natürlich D12) schon mit derselben Gestik präsentiert, mit der Dre ihn vor Jahren protegiert hat.
Weil das ein Sampler ist, kommt auch ein blödes Stück von Macy Gray, ein erfreuliches von Gangstarr, ein überflüssiges von Xzibit. Und Kanonenschüsse und ein verächtlicher Diss gegen Ashanti und Lauryn Hill. Den übernimmt 50 Cent, denn offensichtlich besteht Eminem nicht mehr darauf, die Kindereien selbst zu besorgen.