The Great Crusades – Never Go Home: Klimperballaden, gallige Stampfer – Brian Krumm kann fast alles :: GLITTERHOUSE
Diese Musik trägt keinen Tarnanzug. Sie ist staubtrocken, ohne jeden eitlen Schnörkel und hat mindestens ein Dutzend rostige Nägel verschluckt. Das Equipment, so will es die Legende, musste auch erst mühsam zusammengeschnort werden. Es folgte die übliche Hausbesetzung: im Schlafzimmer das Ministudio, im Keller die Musiker, die Frauen ganz woanders. Beschwert hat sich niemand.
Dann machten es sich Brian Krumm und seine Kollegen gemütlich, stimmten die Instrumente und fingen einfach mal an. Es sollte sich lohnen. Denn diese Musik leidet nicht. „Never Go Home“ umfasst zwar durchaus das Crusades-bekannte Sammelsurium aus zynischmelancholischen Betrachtungen und kleinen Erregungen über undankbare Zustände. Allerdings beschäftigen sich die vier Musiker (von denen drei übrigens Brian heißen) nur ungern mit den gängigen Tränen und Leiden. Sie hassen lieber die Provinz, sehen sich sterben in der kleinen Stadt und wissen, dass es doch kein Entfliehen geben wird. Nachzuhören unter anderem auf „Our Little Town“: „You’re amazing in bed, but I am bored out of my head/ With this life we are living in our little town.“ Manchmal liegt es auch am „Cold Weather“: „She said ,And even though I loved you so/ I just can’t take this cold weather anymore‘.“
Die Lyrik bleibt so unprätentiös und zähneknirschend, doch keine Sorge: I’m a loser baby, aber damit weitestgehend zufrieden. Und diese Musik bewegt. Weil sie zumeist im ersten Take klargemacht wurde und 15 schöne Melodiebögen inne hat. Pedal Steel, Piano, Knallgitarren und über all dem Krumms Gesang, der sich noch immer anhört, als wären die Stimmbänder in Whisky und Schlangenblut getränkt. Der Tom-Waits-Effekt, nur ohne das Gegröle.
Von der Kümper-Ballade (insbesondere der unbetitelte Bonustrack) bis zum galligen Stampfer ist alles gelungen. Die leidigen Referenzen (Springsteen, 16 Horsepower und jede andere Band) braucht es daher nicht. Außer vielleicht einer: Nicht nur „The Return Of Ol‘ Carlo“ gemahnt angenehm an knisternden Tex Mex à la Calexico. Und der Wüstensand weht durch das Wohnzimmer.