Vinyl von Wolfgang Doebeling

James Carr – You Got My Mind Messed Up

Die großartigste Soul-LP aller Zeiten, vor einem Jahr in Original-Mono wiederveröffentlicht, kommt jetzt erstmals in Stereo. Da schrillen die Alarmglocken, man vermutet üble elektronische Machenschaften, doch weit gefehlt. Tatsächlich existieren Multitrack-Tapes der ’67er Memphis-Sessions, die vom ausgewiesenen Carr-Connoisseur Rob Keyloch für Zweikanalton gemixt wurden. Immer entlang der Mono-Mix-Schablone natürlich, ohne Effektgeräte und ähnlichen Mumpitz. Hätte Produzent und Goldwax-Eigner Quinton M. Claunch seinerzeit nicht besser hingekriegt. Deep Soul in true stereo. Außer zwei Tracks, die den Transfer aus technischen Gründen zu schwierig machten und die deshalb in Mono belassen wurden. Absolut vorbildlich. Traurig, dass James Carr dieses Erlebnis vorenthalten blieb. Er starb im Januar 2001. In sein tragisches, letztlich verpfuschtes Leben geben die Liner Notes von Barney Hoskyns einen guten Einblick. (GOLDWAX/KENT) 5,0

Aretha Franklin – Soul ’69

Nach den an Dichte nicht zu überbietenden Southern-Soul-Diamanten ihrer frühen Atlantic-Phase erweiterte die Diva ihre Stilpalette wieder aufjenes Spektrum, das sie in ihren Columbia-Tagen abzudecken pflegte. Blues, GospeL Standards. Und hier: Jazz. Den eigentlich treffenden Album-Titel Jazz ’69“ verhinderte die Marketing-Abteilung. Jazz ging damals nur trivialisiert über die Ladentheken, als Jazz-Rock. Das Zauberwort hieß SouL Und den hat Aretha ja stets in der Stimme, auch wenn sie durch hochgejazzte Evergreens navigiert Arif Mardins Arrangements sind untypisch überladen. Flöten, Trompeten-Soli, Latin-Percussion! Was Songs nicht umbringt, sofern sie die Güte von Bob Linds „Elusive Butterfly“ oder John Hartfords „Gentle On My Mind“ haben. So wie eben hier. (4 men WITH BEARDS) 4,0

Dusty Springfield – Dusty In Memphis

Dusty hatte Folk, Pop und Blues verinnerlicht, Balladen und Torch Songs durchlauferhitzt, aber erst diese legendären Memphis-Sessions ver-‚ vollkommneten ihre Ausdrucks-Modi um den Faktor Rhythm 8C Blues. Flirtend, nicht mit Haut und Haaren. Dazu war die Springfield eine zu zerbrechliche, prekäre Persönlichkeit. Und diese Songs von den Hitlieferanten der Sixties wie Randy Newman, Goffin/King, Bacharach/Da vid oder Mann/Weill bei aller Brillanz stilistisch zu unspezifisch. Ein facettenreiches Meisterwerk, detnj reits für Reggte‘ bertroffen ökon tarren-Fills ein Ehrenplatz in i jeder Sammlung gebührt., „This vinyl reissue“, schreibt! Chuck Prophet in seinem Essay auf dem Innersleeve, „brings JDusty In Memphis* back in all its glory to its original perfection: two sides of heaven.“ (4 men with beards) 4,0

Nick Drake – Pink Moon

Die dritte und depressivste LP des Songpoeten, aufgenommen in zwei Tagen, ohne die Assistenz von Joe Boyd. Dunkel die Lyrik, desolat die Stimmung, schmucklos der Sound. „Parasite“ und „Place To Be“ hat Drake mit 20 Jahren verfasst und fühlte sich doch „weaker than the palest blue“. Ein Martyrium von einer Platte, aber erhebend. (ISLAND/UNIVERSAL) 4,5

Joan Baez – Diamonds & Rust

Die letzte Großtat der Protest-Lerche entstand 1975 mithilfe aufeinander eingespielter Cracks (Carlton, Gordon, 4 Knechtet, Rhodes) in hörbar entspannter Atmosphäre. Die Baez singt Richard Betts, Jackson Browne, John Prine. Und ihre beste Eigenkomposition, das humorvolle und doch bittere Titelstück. (a&m/UNIVERSAL) 3,5

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