Horse Stories – Travelling Mercies :: LOOSE RECORDS
Zart gewobene Songs voll kleiner Träume und feinem Humor Er habe „ziemlich kleine Träume“, gestand Toby Burke unlängst in „No Depression“. Was nach intensivem Studium von „Travelling Mercies (For Troubled Paths)“ nur eine Frage aufwerfen kann: Wie kann ein Mann mit kleinen Träumen eine Platte machen, die fast jede verdammte und schöne Sekunde nach ganz großen klingt?
Burke ist ein fanatischer Paul-Kelly-Fan aus Melbourne, der inzwischen in Los Angeles das basslose Trio Horse Stories unterhält und seinem frühen Idol nur insofern nacheifert, als er sich irgendwann eine Gitarre griff, um Songs zu schreiben. Die klingen nicht nach Kelly, eher ein bisschen nach Elliott Smith, anderewollen auch Spuren von Roddy Frame ausgemacht haben. Soviel schon mal zur Güteklasse. Vor allem aber klingen sie nach Toby Burke. Das fantastische „Only Child“ genauso wie die kaum schlechteren „Night Falls“, „Aria’s Soul“ und „Chase“. Letzterer bringt sanften Pop-Drive in die eher kontemplative Angelegenheit.
Burke singt diese zart gewobenen Songs mit einer betörenden, sicheren Kopfstimme, die wohl schon um ihre Wirkung zu wissen beginnt, doch ihre Unschuld noch nicht in aufgetakelten Manierismen verloren hat. Und sein wichtigstes Instrument kann auch deshalb wirken, weil Songs wie „Led Hart“ behutsam in punktgenaue Low-Fi-Arrangements gehängt wurden. Zudem muss Burke über einen gewissen Humor verfügen. Würde er sonst einem Songtitel wie „It’s Not A Ramble, That’s Just The Way She Talks“ einfach ein kleines, schlaues Instrumental folgen lassen?
Und Burke weiß auch genau, wann Schluss sein sollte: Nach diesen zehn Songs lechzt man einfach nach mehr. Wie früher. Da werden kleine Träume nicht ganz reichen.