Emmylou Harris :: Roses In The Snow

Von der Plattentirma zunächst verschmäht, altmodisch – und eines ihrer besten Alben überhaupt Wer glaubt, dass die Entscheidung der Plattenfirma Reprise Records, Wilco zu feuern und „Yankee Hotel Foxtrot“ nicht zu veröffentlichen, ein ziemlich beispielloser Vorgang war, der irrt. Als Emmylou Harris und ihr (damaliger) Ehemann/Produzent Brian Ahern 1980 ihre fertige neue LP bei der Mutterfirma Warner Bros, vorspielten, war man erst mal entsetzt. So viele Traditionais und altmodisches Zeugs von Carter Family bis Louvin Brothers und dann noch allen Ernstes eine Cover-Version von „Miss The Mississippi And You“ erachtete man dort als vorsätzlichen kommerziellen Selbstmord einer Sängerin, mit der man schon so viel gutes Geld verdient hatte. Dieser ganze Appalachen-Folk, viel zu viel Bluegrass und Gospel und dann auch noch diese Überdosis Gefühl hielt man für praktisch unverkäuflich.

Wer zu dem Zeitpunkt so versessen darauf war, einen Country-Oldie von Jimmie Rodgers noch mal einzuspielen, war für die A & R-Leute dort wohl ziemlich gestört in seinem musikalischen Geschmack – und Emmylou wegen ihrer Schwangerschaft damals überhaupt Dass es für solch zeidoses Liedgut ein zeitgenössisches Publikum geben könnte: schwer vorstellbar. Am Ende schaltete die Sängerin auf stur, und zähneknirschend veröflfendichte die Firma die LP dann doch. Wenige in ihrer langen Karriere haben dann mehr Hits abgeworfen.

Die Country Music Association erklärte sie – selbstverständlich mehr wegen des kommerziellen als des großen künstlerischen Triumphs – zur Sängerin des Jahres. Klar auch, dass jemand, der so gegen alle Befürchtungen Recht behielt, auf Jahre hinaus carte blanche hatte. Aber am Ende rächte man sich dann doch: Im ganzen Emmylou Harris-Katalog war „Roses In The Snow“ so ziemlich die einzige LP, die die Warner-Brüder – ausgenommen Warner-Pioneer in Japan schon vor vielen Jahren! – nie wieder auf CD veröffentlichten. Ein Schwachsinn. Aber vielleicht sogar gut. Denn anders als „Quarter Moon In A Ten Cent Town“ immer ein Sahneteil an schierem Wohlklang, kommt dieses sehr gute Remaster jetzt mit zwei exzellenten Bonus-Tracks, dem keltischirischen Folklore-Stück „Root Like A Rose“ aus der Feder von Herrn Aherns Schwester Nancy und ihrer Cover-Version von Hank Williams‘ „You’re Gonna Change“. Wirklich ganz altmodisches Zeug. Deswegen richtig gut. Eine ihrer besten LPs.

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